Kann man Schlafmangel aus dem Blut ablesen?

Ein Mann sitzt nachts wach im Bett.
Ein australisch-britisches Forschungsteam hat einen Bluttest entwickelt, mit dem sich präzise feststellen lässt, ob jemand bereits 24 Stunden wach ist.

Schlafmangel geht nicht spurlos am Menschen vorüber. Kurzfristig manifestiert er sich in Kopfschmerzen, Konzentrationsschwierigkeiten, Gedächtnisproblemen und langsamerer Reaktionszeit. Schlafentzug erhöht auch das Risiko schwerer Verletzungen oder tödlicher Unfälle in beruflichen wie privaten Situationen. So spielt bei rund 20 Prozent der weltweiten Verkehrsunfälle Schlafmangel eine Rolle. Andauernder Schlafentzug kann gravierende gesundheitliche Folgen haben. Menschen setzen sich etwa einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck und Herzerkrankungen aus.

Für Forschende der australischen Monash University und der britischen University of Birmingham war das Anlass genug, sich der Entwicklung eines Bluttests zur Bestimmung von Schlafentzug zu widmen. Herausgekommen ist ein Verfahren, das detektieren können soll, ob jemand 24 Stunden lang nicht geschlafen hat.

Marker zeigt Schlafanzug zuverlässig an

Im Fachblatt Science Advances berichtet das Team nun von einem Biomarker, der im Blut gesunder Freiwilliger gefunden wurde. Konkret handelt es sich um eine Kombination mehrerer biologischer Merkmale, die im Blut gemessen werden können. Um den Marker zu testen, hielt man Probandinnen und Probanden in Laborumgebung 24 Stunden lang wach. Infolge zeigte der Marker den Schlafanzug zuverlässig an.

Der Biomarker erkannte mit einer 99,2-prozentigen Wahrscheinlichkeit, ob eine Person seit 24 Stunden wach war, wenn er mit ihrer eigenen, "ausgeruhten" Probe der Person verglichen wurde. Bei der Betrachtung einer einzelnen Probe ohne Vergleichsprobe (ähnlich wie bei einer diagnostischen Blutuntersuchung) sank die Wahrscheinlichkeit auf 89,1 Prozent.

Die Forschenden sehen in dem Test Potenzial: "Das ist eine wirklich aufregende Entdeckung für die Schlafforschung und könnte für das künftige Management von Gesundheit und Sicherheit im Zusammenhang mit unzureichendem Schlaf von großer Bedeutung sein", wird Studienautorin und Hirnforscherin Clare Anderson in einer Aussendung zitiert. Zwar seien noch weitere Arbeiten erforderlich, "aber es ist ein vielversprechender erster Schritt". Es gebe Belege dafür, dass weniger als fünf Stunden Schlaf unsicherem Fahren die Rutsche legen. Wer nach 24 Stunden ohne Schlaf ins Auto steige, weise einen Beeinträchtigungsgrad auf, der mit einer starken Alkoholisierung vergleichbar sei.

Der Test könnte sich auch für den forensischen Einsatz eignen – um die Umstände eines Unfalls zu klären, etwa. Forschungen in diese Richtung sollen bald starten.

Weil für den aktuellen Test Blut benötigt wird, ist er für den Laiengebrauch nicht geeignet. Man wolle daher auch erforschen, ob der Biomarker auch in Speichel oder Atemluft nachweisbar ist.

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