Kurzsichtigkeit: Damit Kinder lesen können, was auf der Tafel steht
Dass Kindergartenkinder eine Brille brauchen, ist zum Glück selten: 90 Prozent der Kinder werden erst nach Schuleintritt kurzsichtig. Dennoch sollten Eltern achtsam sein, ob ihr Nachwuchs gut sieht. Darauf weist der Augenoptikermeister David Vogelhuber hin.
Zwar gibt es im Rahmen des Mutter-Kind-Passes Kontrollen für Ein- und Zweijährige: „Doch danach passiert lange nichts. Eigentlich sollte man einmal im Jahr die Augen untersuchen lassen.“ Denn oft merke das Kind gar nicht, dass es schlecht sieht. „Eine Fehlsichtigkeit entsteht nicht von heute auf morgen – Kinder gewöhnen sich daran. Doch die Sehprobleme kosten Energie und Konzentration“, gibt Vogelhuber eindringlich zu bedenken.
Bauchschmerzen
Bei bestimmten Anzeichen sollten Eltern aktiv werden: Hat das Kind keine Lust, Bilder anzuschauen oder zu malen, kann das ein Zeichen für eine Fehlsichtigkeit sein. Manchmal sind die Symptome auch weniger offensichtlich: „Klagt das Kind über Bauch- oder Kopfschmerzen oder über Augenbrennen, so kann das auch an den Augen liegen“, sagt Vogelhuber.
Dass immer mehr Kinder kurzsichtig werden, hat auch mit unserem modernen Lebensstil zu tun: „Manche Kinder sitzen täglich fünf bis sechs Stunden am Handy oder am Tablet. Das ist eindeutig zu lange. Das Auge versucht, sich an die verkürzte Distanz anzupassen: der Augapfel verlängert sich und das Kind wird kurzsichtig.“ Mehr noch: Dadurch, dass manche junge Menschen nur auf den zweidimensionalen Bildschirm schauen, lernen ihre Augen nicht, sich an unterschiedliche Distanzen anzupassen. Die Folge sind Probleme beim räumlichen Sehen und beim räumlichen Vorstellungsvermögen. Dieses wiederum ist immens wichtig, für das mathematische und insbesondere das geometrische Verständnis.
Kinder sitzen nicht nur zu viel am Monitor, sondern halten sich auch zu viel im Haus auf: „Sie sollten jeden Tag mindestens zwei Stunden draußen verbringen, auch im Winter.“ In Innenräumen seien die Bedingungen für die Augen nicht optimal: „Oft ist es da zu dunkel oder es blendet“, sagt Vogelhuber.
Kontrolle
Wer vor der Schulzeit keinen Termin beim Augenarzt mehr bekommt, der kann eine erste Kontrolle auch beim Optiker machen lassen. „Am besten ist es, wenn man schon im Frühjahr plant, weil es oft so lange dauert, bis einer Zeit hat“, rät der Optiker. Braucht das Kind eine Brille, dauert es eine Weile, bis es sich daran gewöhnt. Wenn die Gläser gut sitzen und sie dem Kind gefallen, fällt das leichter.
Werden die Augen von Jahr zu Jahr schlechter, kann man die Kurzsichtigkeit auch einbremsen (siehe links). „Da ist es wichtig, einen Arzt zu finden, der mit einem Optiker zusammenarbeitet, der ausgewiesener Experte für diese Linsen ist“, rät Vogelhuber.
Linsen und Tropfen. Die Kurzsichtigkeit wird bei manchen von Jahr zu Jahr stärker. Das muss aber nicht sein, wie die Augenärztin Gabriela Seher weiß: „Mittlerweile gibt es Therapien, die die Kurzsichtigkeit zwar nicht heilen, aber geringer ausfallen lassen können.“
Bei rund 50 bis 66 Prozent der Betroffenen führen atropinhältige Augentropfen zum Erfolg. Eine weitere Methode sind bestimmte Kontaktlinsen. „Die werden wie andere Linsen eingesetzt, haben aber eine technische Spezifikation: Die Peripherie der Linse wird nicht so scharf gestellt wie das Zentrum.“ Manche dieser Linsen trägt man tagsüber, andere in der Nacht: „Mittlerweile gibt es auch Brillen, die wohl einen ähnlichen Effekt haben.“
Allerdings sollte man zu diesen Mitteln erst greifen, wenn beim Augenarzt nach sorgfältiger Untersuchung eine Steigerung von mindestens 0,5 Dioptrien pro Jahr festgestellt wird. Ein Sehtest alleine reicht hierfür nicht aus. Wer die Kurzsichtigkeit stoppt, der kann Krankheiten wie Netzhautablösung oder Grüner Star vorbeugen, die eine Folge der Fehlsichtigkeit sein können.
Kommentare