Weihnachten an der Front

Am 24. Dezember verbrüderten sich deutsche und britische Soldaten ganz spontan. Miniaturchristbäume wurden zum Friedenssymbol
Die Ukraine erlebt ihr erstes Kriegsweihnachten. Das wirft ein Schlaglicht auf ein Weihnachtswunder, das sich 1914 ereignete.

Im Dezember 1914  belauern einander Briten und Deutsche nahe der flandrischen Stadt Mesen. Hüben wie drüben Matsch und Elend. Der Erste Weltkrieg ist gerade fünf Monate alt und  die Soldaten auf beiden Seiten der Front sind erschöpft und desillusioniert. Ihre Regierungen hatten ihnen versprochen, dass der Krieg rasch siegreich vorbei wäre und sie Weihnachten wieder zu Hause sind. Nun sitzen sie in kalten und schlammigen Gräben fest. Hunderttausende ihrer Kameraden sind gefallen.

"Kein Schuss"

Am 24. Dezember hat der ständige Regen endlich aufgehört. Die 2. Kompanie des Infanterie-Regiments Nr. 134 von Leutnant Kurt Zehmisch hat am Heiligabend in ihren Stellungen einen Gabentisch mit Lebkuchen und Stollen aufgebaut. Sogar Miniaturweihnachtsbäume haben es an die Front geschafft. Nach dem Gottesdienst befielt Zehmisch, im Zivilleben Studienrat, seinen Männern, dass „heute am Heiligen Abend und an den Weihnachtsfeiertagen kein Schuss von unserer Seite abgegeben wird, wenn es zu umgehen ist“.

Aus ihrem Schützengraben heraus nimmt Zehmisch, der sehr gut Englisch spricht, Kontakt zu den Briten auf. Es entwickelt sich „eine ganz spaßige Unterhaltung“, wie der deutsche Offizier in seinem Tagebuch festhält. Je zwei Sachsen und zwei Engländer treffen sich im Niemandsland. Es werden Zigaretten und Zigarren getauscht. Alle Soldaten beider Seiten wünschen sich lautstark „A Merry Christmas“.

An vielen Stellen der Front, nicht nur hier, geschieht ein ähnliches Weihnachtswunder, wie es später genannt wird.

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