Können Disney-Prinzessinnen auch gute Vorbilder sein?

Disney-Heldin Vaiana lebt mit ihrem Stamm auf der Insel Motonui in Polynesien.
Weibliche Disney-Charaktere stehen oft wegen problematischer Ideale in der Kritik. Eine neue Untersuchung spricht eine andere Sprache.

Disney-Märchen vermitteln nicht nur Botschaften und Werte. Sie tradieren auch Rollenbilder und – nicht zuletzt – Schönheitsideale. Schönheitsideale, die mitunter unrealistisch sind und heranwachsenden Mädchen, aber auch Buben, bezüglich ihres Aussehens unter Druck setzen"Die Leute stehen Disney-Prinzessinnen kritisch gegenüber", weiß auch Jane Shawcroft. Die Kommunikationswissenschafterin hat selbst erforscht, wie sich die Darstellung weiblicher Disney-Figuren auf Kinder auswirkt. Ihre Erkenntnisse hat sie kürzlich im Fachblatt Psychology of Popular Media veröffentlicht. Und laut Shawcroft sind diese Anlass genug, die Kritik zu überdenken.

Denn der Studie zufolge stärken Lieblingsprinzessinnen das kindliche Körperbewusstsein und unterstützen auch vielfältiges Denken beim Spielen.

Wenn Prinzessinnen zu Heldinnen werden

Disney-Prinzessinnen sind – das muss man dem US-Medienunternehmen zugestehen – vielfältiger geworden. Ihre Körper sehen inzwischen nicht mehr alle gleich aus, sie haben diverse Hautfarben und sich von klischeehaft weiblichem Verhalten emanzipiert.

➤ Mehr lesen: Warum haben alle Disney-Prinzessinnen die gleiche Nase?

Shawcroft und ihr Team von der Brigham-Young-Universität teilten Disney-Prinzessinnen jedenfalls in drei Körperkategorien ein. Es gab die Kategorien dünn, durchschnittlich und überdurchschnittlich/schwer. So wurde beispielsweise polynesische Häuptlingstochter Vaiana aus dem Film "Das Paradies hat einen Haken" aus dem Jahr 2016 als durchschnittlich eingestuft, Prinzessin Jasmin aus dem Film "Aladdin" von 1992 als dünn.

An der Studie nahmen 320 Kinder und ihre Betreuungspersonen teil, die zum Zeitpunkt der Untersuchung, die zwischen 2020 und 2021 stattfand, im Raum Denver lebten. Etwas mehr als die Hälfte der Kinder in der Studie waren Mädchen, und etwa 84 Prozent waren weiß. Das Team befragte die Betreuungspersonen erstmals, als die Kinder drei Jahre alt waren, und ein Jahr später erneut, um Veränderungen im Körpergefühl und im geschlechtsspezifischen Spiel zu messen.

Infolge sah man sich an, wie sich der Körpertyp der Lieblingsprinzessin auf das Körpergefühl von Kindern auswirkt, also darauf, wie selbstbewusst sie sich in Bezug auf ihren eigenen Körper fühlen. Und welche geschlechtsspezifischen Rollenbilder sie beim Spielen zeigen. 

Man sammelte Aussagen und Einschätzungen von Betreuungspersonen der Kinder und beobachtete, welche Spielzeuge sie verwendeten. Spielzeugwaffen galten etwa als stereotypisch männlich, Puppen als stereotypisch weiblich.

➤ Mehr lesen: Psychologie: Kinder sehen im Bösen immer auch das Gute

Dünne Figuren schaden nicht, aber ...

Es zeigte sich: Dünne Lieblingsprinzessinnen schadeten weder dem Körperbild, noch zementierten sie Rollenerwartungen ein. Allerdings: Kinder, deren Lieblingsprinzessinnen einen durchschnittlichen Körper hatten – wie Vaiana –, zeigten am Ende eine bessere Beziehung zu ihrem Körper. Sie standen dem Erforschen diverser Spiele auch offener gegenüber. Je intensiver die Bindung der Kinder an die Figur, desto stärker der Effekt.

Das habe viel damit zu tun, wie Prinzessinnen wie Vaiana dargestellt werden, sagt Shawcroft: "Sie rennen und klettern auf riesige Berge und bekämpfen Dinge", wird sie in einer Aussendung zitiert. "Bei diesen Prinzessinnen geht es in den Geschichten mehr darum, was sie mit ihrem Körper tun können, als darum, wie ihr Körper aussieht."

In Summe, so Shawcroft, würden Disney-Heldinnen mit ganz normalen Körpermaßen das Selbstvertrauen in den eigenen Körper stärken und Kindern "die Freiheit geben, auf unterschiedliche Weise zu spielen".

Kommentare