7. Oktober 2019: Das Naturhistorische Museum Wien (NHM) meldet den ersten kreidezeitlichen Pliosaurier-Nachweis im gesamten Alpenraum. „Ich habe die sprichwörtliche Nadel im Heuhaufen gefunden“, kommentiert der Paläontologe Alexander Lukeneder den fossilen Zahn aus den Gesteinshaufen. Die „Mörder der Meere“ schwammen vor 132 Millionen Jahren im heutigen Gebiet zwischen Traun- und Attersee.
8. Mai 2019: Das Fachblatt Zoological Journal of the Linnean Society berichtet über die Neubewertung versteinerter Knochen aus dem Toten Gebirge. Bei den 215 Millionen Jahre alten Schädeln handelt es sich nicht um Phytosaurier, die Löffelkrokodile entpuppen sich nach eingehender Untersuchung vielmehr als bisher unbekannt Art.
2019 war in Österreich ein spannendes Jahr für Saurier-Fans. Die geografischen Bedingungen einst und jetzt erschweren die Suche nach dem Leben aus der Urzeit. Der Superkontinent Pangäa zerbricht erdgeschichtlich betrachtet relativ spät zu driftenden Landmassen, Erhebungen schieben sich nur langsam an die Oberfläche des blauen Planeten. Hierzulande fördert erst die Gebirgsbildung die relevanten Schichten in Reichweite der Echsen-Jäger.
Zahn und Wirbel
„In Österreich findet man am ehesten in den Gesteinen der Alpen Hinweise auf Saurier. Sie lebten hier in der Trias, im Jura und in der Kreidezeit“, grenzt Ursula Göhlich, Wirbeltier-Paläontologin am NHM, das Vorkommen der Tiere örtlich und zeitlich ein. Die Herrschaft der Dinos begann vor rund 252 Millionen Jahren und endetet mit ihrem weltweiten Aussterben vor 66 Millionen Jahren. Ob Zahn, Wirbel oder gar mehrere Knochen – jedes Teil schließt die Lücken im Puzzle. Während sich Sammler über Prunkstücke freuen, interessiert die Wissenschaft jedes noch so unscheinbare Detail. Möglichst vollständige Relikte – in der Praxis oft nur ein Zahn oder ein Knochen eines Tieres – definieren den Holotypus. Daran orientiert sich jede weitere Einordnung einer Art.
„Es gab im Erdmittelalter ganz viele unterschiedliche Sauriergruppen. Die meisten lebten im Meer oder Brackwasser, manche in Flüssen, wenige an Land bzw. in der Luft“, sagt Göhlich und verweist auf sehr umfangreiche, teils handschriftliche Inventarlisten ab 1806. Es sei unumgänglich, alte Funde immer wieder genau unter das Mikroskop zu legen. Nicht zuletzt, weil moderne Untersuchungsmethoden aktuelle Erkenntnisse zu den Vitrinen- und Ladenhütern bringen.
Knochengräber wie Alexander Lukeneder suchen anhand geologischer Karten gezielt vor Ort. Diese zeigen an, wo potenzielles Gestein aufgeklopft werden soll; vorausgesetzt der Grundstückseigentümer genehmigt das Schürfen. „So einfach findet man nicht etwas“, sagt Lukeneder nach 30 Jahren Erfahrung: „Außerdem ist die Arbeit extrem anstrengend.“
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