Hoffnung: Genetisch veränderte Labormäuse gegen Corona

Hoffnung: Genetisch veränderte Labormäuse gegen Corona
Genetisch veränderte Labormäuse produzieren Antikörper gegen Viren, die bald als Medikament eingesetzt werden könnten.

Die Chancen stehen gut, dass ein kleines Nagetier die Coronakrise beendet.

Ähnlich wie ihre Schwestern und Brüder der Gattung Mus Musculus, der gewöhnlichen Feldmaus, findet man diese Maus aber in keinem Keller und keinem Kanal. Dafür ist sie viel zu kostbar.

Die Rede ist von einer neuen Mäuseart namens „VelocImmune“.

Xenomäuschen

Der Name klingt nicht nur, als hätte ihn eine Pharmafirma ausgedacht, so war es auch: Die kleinen Nager sind sogenannte Xenomäuse, genetisch manipulierte Labormäuse, die aussehen wie Mäuse, aber ein menschliches Immunsystem gentechnisch implementiert bekommen haben. Das amerikanisch-europäische Pharma-Start-up Regeneron mit 7500 Mitarbeitern und zwei Milliarden Dollar Umsatz hat die Mäuse „entwickelt“ und sie sogar patentieren lassen.

Der Clou der Frankenstein-Mäuse: Sie wurden mit dem Corona-Covid-19-Virus infiziert und haben Antikörper entwickelt, die abgefiltert werden und als Medikament eingesetzt werden könnten.

Vereinfacht erklärt blockieren die Mäuse-Antikörper die Andockstellen des Virus. Und könnten es so unschädlich machen. Dass das gar nicht so schlecht funktionieren könnte, hatten die Regeneron-Forscher erst 2018 bewiesen, als sie während der – lokal begrenzten – Epidemie in Westafrika mit dem Ebola-Virus überraschend einen Cocktail aus Antikörpern der Mäuse entwickeln konnten, der sich als effektiv herausstellte. Nach dem gleichen Muster soll jetzt dem SARS-CoV-2-Coronavirus der Garaus gemacht werden.

Jetzt, verspricht der Pharma-Hightech-Konzern, sollen – analog zum Ebola-Cocktail – die beiden effektivsten SARS-CoV-2-Antikörper der Mäuse im Labor nachzüchtet werden. Bis Ende des Sommers will Regeneron dann bis zu 200.000 Dosen pro Monat produzieren. Diese Ankündigung hat auch dazu geführt, dass die Aktie zeitweilig um 12 Prozent zulegte. Zudem seien auch erste Tests mit einem bereits entwickelten Rheumamedikament namens Kevzara vielversprechend.

Natürlich ist das nicht die einzige Pharmafirma, die demnächst wirksame Medikamente auf den Markt bringen will. Die alten Riesen wie Pfizer, Gilead, Johnson&Johnson oder Sanofi forschen ebenfalls an Therapien. Laut Analysten ist der Zugang von Regeneron aber derzeit am vielversprechendsten.

Und das Börsenplus erkläre sich auch damit, dass deren Verfahren auch für den nächsten und übernächsten Virusausbruch effektiv sein könnte.

„Es tut sich in der Forschung viel“

Prävention, Therapien. Am schnellsten als eine erste Therapie verfügbar könnten Medikamente sein, die schon gegen andere Viren eingesetzt werden. Da gibt es derzeit ein Auf und Ab bei den Studienergebnissen:

So soll sich bei Patienten, die das japanische Grippemittel Favipiravir (Avigan) erhielten, der  Zustand der Lunge deutlich häufiger rasch gebessert haben. Auch war das Virus kürzer im Körper nachweisbar.

Vorläufig enttäuscht  wurden hingegen die Hoffnungen in eine Kombination von zwei HIV-Wirkstoffen. Eine erste Studie mit fast 200 Patienten hat nur wenig Effekt gezeigt.
Experimentell wird für Patienten auf Intensivstationen  der Wirkstoff Remdesivir eingesetzt, der gegen das Ebolavirus entwickelt wurde. Die Studien laufen noch.

In den USA  hat bereits eine Studie mit Freiwilligen zum Test eines Impfstoffes begonnen. Aber auch wenn ein Projekt in ersten Tests vielversprechend erscheint: Der  Impfstoff oder der Wirkstoff müssen auf ihre Sicherheit getestet werden und dann auch in ausreichender Menge produziert werden können. „Das braucht seine Zeit“, sagt Infektionsspezialist Christoph Steininger vom AKH/MedUni Wien. „Es tut sich derzeit  in der Forschung  sehr viel. Damit steigen auch die Chancen, dass ein Treffer dabei ist.“

 

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