Die einen – Ärzte, Pfleger, Sanitäter, Reinigungskräfte, Postler, Supermarkt-Mitarbeiter, Bundesheerler, Zivildiener etc. – sind aufopferungsvoll für uns da, halten durch und das öffentliche Leben so gut wie möglich am Laufen. Ihnen gebührt unser Dank – daher wollen wir einige von ihnen an diesem Sonntag und in den nächsten Tagen vor den Vorhang holen.
Andere gewöhnen sich rasch an das Homeoffice und fragen sich zynisch, wofür eigentlich all die beruflichen Meetings in den vergangenen Jahren gut waren.
Weitere werden zu Hobby-Virologen und studieren rund um die Uhr Zahlen und Forschungsergebnisse.
Manche werden zu Frustessern, ihre Partner vielleicht zu diätischen Nutznießern der
Krise, sodass der Umgang mit Corona durch und durch widersprüchlich ist.
Eine Gruppe jedoch, zum Glück noch eine kleine, kehrt gerade die offenbar lange unterdrückte Lust an der Überwachung der Nachbarn hervor. Früher einmal hätte man von Blockwarten gesprochen. Menschen, die harmlos und weit genug weg von anderen am Balkon frühstücken, werden bei der Hausverwaltung denunziert, private Bauarbeiten entweder mithilfe der
Polizei oder auch unter Einsatz anderer Mittel zu stoppen versucht. Das ist nicht Aufeinanderschauen, sondern Vernaderung.
Seit kurzer Zeit leben wir in den 20er-Jahren, und es ist eine bemerkenswerte Koinzidenz, dass das
Virus ausgerechnet jetzt auftaucht, da ohnehin schon Parallelen zu den 20er- und 30er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts gezogen wurden, wirtschaftlich, politisch, humanistisch. Hoffnungsfroh stimmt diesbezüglich nur, dass die Populisten, die bis vor wenigen Wochen so laut gebrüllt haben, gerade abgemeldet, sogar entzaubert sind. Was ist mit Trump, Bolsonaro, Johnson? Die sind zumindest vorerst die Loser in der Krise. Auch in Österreich haben die Aufwiegler wenig zu reden.
Das Virus kriegen wir in den Griff. Hoffentlich auch die anderen Infektionen.
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