Warum Schweden anders ticken

Warum Schweden anders ticken
Kein Lockdown, viel Eigenverantwortung, dafür viele Todesopfer: Der schwedische Sonderweg in Sachen Coronavirus ist umstritten und vielen unverständlich. Ein Blick in die schwedische Geschichte hilft.

Als sich die schwedische Schriftstellerin Elisabeth Åsbrink nach Beginn der Pandemie in der  Tageszeitung Dagens Nyheter kritisch mit der sanften Linie Schwedens im Kampf gegen das Coronavirus auseinandersetzte und die Frage aufwarf, ob Schweden vielleicht „durch Frieden geschädigt“  sei, sah sie sich mit einem Shitstorm konfrontiert. Dabei hatte sie nur eine Tatsache angesprochen: Schweden hat seit 1809 an keinem Krieg mehr teilgenommen. Keine Revolutionen haben die Gesellschaft auf den Kopf gestellt, der Weg zur Demokratie verlief sanfter als sonst wo auf der Welt. „Die Schweden sind nicht an Katastrophen gewöhnt“, sagte Åsbrink im Spiegel. Das mache etwas mit Menschen: „Sie möchten gern glauben, dass alle Menschen gut sind.“

„In einem Land, das 200 Jahre keinen Krieg mitgemacht hat, wird die  Rhetorik zur Krise nicht in bürgerkriegsähnlichen Phasen geführt. In Schweden geht es um die Bewältigung einer schweren Krise und nicht um Panik oder Beschuldigungen“, sagt Irmtraud Karlsson, Psychologin und Schweden-Kennerin. Gemeinsam mit ihrem Mann, dem Bildungsforscher Lars Karlsson, hat sie den schwedischen Weg analysiert und kennt  die Geschichte dahinter. Der legendäre Premier Per Albin Hansson und seine Volksheim-Vision spielen dabei eine tragende Rolle, meint sie. Und Schwede Lars Karlsson ergänzt: „Das schwedische Modell des Volksheim steht für nichts anderes als Heimat – der Staat soll Heimat sein“.

 

 

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