Brustkrebs-Früherkennung: Forscherinnen entdecken Tumor-DNA in Muttermilch

Eine Mutter stillt ihr Kind.
Oft werden bei Neo-Müttern Tumore übersehen. Genetisches Tumormaterial in der Muttermilch könnte die Früherkennung vorantreiben.

Schwangerschaften schützen vor Brustkrebs. Doch die protektive Wirkung setzt laut Studien erst nach vielen Jahren ein. In den ersten Jahren nach einer Geburt haben junge Mütter stattdessen ein erhöhtes Brustkrebsrisiko.

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Für diesen Risikozeitraum haben Onkologinnen der spanischen Universität Vall d'Hebron nun einen diagnostischen Ansatz entwickelt, der Brustkrebs in einem frühen Stadium erkennbar machen könnte.

Tumor-DNA in Muttermilch nachweisbar

Ein Team um Brustkrebsspezialistin Cristina Saura konnte erstmals zeigen, dass Tumor-DNA auch in der Muttermilch nachweisbar ist. Gefunden werden kann diese sogenannte zirkulierende Tumor-DNA durch eine Flüssigbiopsie der Muttermilch. Zu dem Forschungsdurchbruch – die Ergebnisse wurden in der Zeitschrift Cancer Discovery veröffentlicht – verhalf den Forscherinnen eine Brustkrebspatientin. Als sie mit ihrer dritten Tochter schwanger war, wurde die Diagnose gestellt. Sie befürchtete, dass sie Tumorzellen während des langen Stillens – sie stillte bis kurz vor ihrer Brustkrebsdiagnose – über die Muttermilch an ihr zweitgeborenes Kind weitergegeben hatte.

Eingefrorene Muttermilch als Schlüssel zum Forschungserfolg

"Die Patientin", erklärt Saura, "brachte uns eine Probe ihrer Muttermilch, die sie in ihrer Gefriertruhe aufbewahrt hatte, dank ihr begann unser Projekt". Obwohl die Onkologinnen wussten, dass Brustkrebs nicht über die Muttermilch übertragen wird, beschlossen sie, die Probe zu analysieren, "um nach Markern zu suchen, die uns bei unserer Forschung helfen könnten". Und tatsächlich: "Als wir die Muttermilch der Patientin analysierten, fanden wir DNA mit der gleichen Mutation, die auch in ihrem Tumor vorhanden war." Die Muttermilch war mehr als ein Jahr vor der Krebsdiagnose der Patientin eingefroren worden.

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Für frischgebackene Mütter sind das gute Nachrichten, weiß Saura. Man habe "festgestellt, dass Brustkrebspatientinnen, bei denen die Diagnose während der Schwangerschaft oder insbesondere in der Zeit nach der Geburt gestellt wird, eine schlechtere Prognose haben, weil sie in fortgeschrittenerem Stadium diagnostiziert werden", wird die Onkologin in einer Aussendung zitiert. Es bedürfe neuer und effektiver Früherkennungsmethoden, um diese Tumore zu entdecken.

Brust verändert sich während der Schwangerschaft

Warum bleibt Brustkrebs bei Müttern eher unentdeckt? Grund dafür sind physiologische Veränderungen in der Brust während der Schwangerschaft und nach der Geburt. Sie erschweren die Erkennung von Tumoren. "Außerdem", so Saura, "haben wir festgestellt, dass Tumore nach der Geburt biologisch gesehen aggressiver sind und dass Frauen in einem Alter schwanger werden, in dem noch kein Mammografie-Screening in der Bevölkerung durchgeführt wird". In Spanien zum Beispiel beginnen diese Untersuchungen erst mit 50 Jahren. In Österreich erhalten alle Frauen zwischen 45 und 69 Jahren alle zwei Jahre eine Einladung zu einer kostenlosen Mammografie.

Weitere Forschungen sollen nun klären, wie Muttermilch zur Früherkennung von Brustkrebs bei Müttern gezielt eingesetzt werden kann.

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