Dank neuer Therapien: Brustkrebs könnte bald nicht mehr lebensbedrohlich sein
In der Früherkennung und Behandlung von Brustkrebs hat sich in den vergangenen 30 Jahren enorm viel getan. Vor allem die Überlebensraten der Betroffenen erhöhten sich beträchtlich. Mit ein Grund sind moderne Medikamente, die zur Verfügung stehen. Dennoch gibt es noch immer bei vielen Frauen – und auch Männern – Wissenslücken, was die moderne Therapie von Mammakarzinomen betrifft.
Eine der bedeutendsten Entwicklungen stellt für Christian Singer, Leiter der Universitätsklinik für Frauenheilkunde an der MedUni Wien/AKH Wien, der Einsatz neuer, moderner Medikamente dar. Viele Therapien sind mittlerweile etwa an bestimmte Antikörper gekoppelt, die bei manchen Brustkrebsformen auftreten. Dadurch ist eine punktgenauere Bekämpfung des Tumors möglich. „Das gibt uns Hoffnung, dass eine Krebserkrankung tatsächlich zu einer chronifizierten Erkrankung wird.“
Gemeinsam mit Maximilian Marhold von der Uniklinik für Innere Medizin I (Klinische Abteilung für Onkologie) und Doris Kiefhaber, Geschäftsführerin der Krebshilfe, informiert Singer am 21. September beim KURIER-Gesundheitstalk (Infos im Kasten) über die wichtigsten Neuigkeiten in der Krebsbehandlung. „In den vergangenen 30 Jahren ist die Sterblichkeit dramatisch gesunken. Das gelang durch verbesserten Therapien, aber auch durch verstärkte Früherkennung“, betont Singer. Laut Statistiken der Krebshilfe sind heute fünf Jahre nach der Diagnose rund 87 Prozent der Patientinnen noch am Leben.
➤ Mehr zum Thema: Brustkrebsspezialistin: "Wissen heute besser, was Patientinnen brauchen"
Mammografieprogramm gilt als Meilenstein
Im Rahmen der Früherkennung gilt die Einführung eines Screening-Programms im Jahr 2014 als Meilenstein. Seither erhalten alle Frauen zwischen 45 und 69 Jahren alle zwei Jahre eine Einladung zu einer kostenlosen Mammografie. In dieser Altersgruppe tritt Brustkrebs am häufigsten auf. Je früher ein Tumor erkannt und behandelt wird, desto besser sind die Chancen auf Heilung. Die Zahl der teilnehmenden Frauen ist allerdings noch immer zu gering, beklagen Experten. Doris Kiefer von der Krebshilfe fordert hier noch viel mehr Information. Etwa, dass die regelmäßige Selbstabtastung der Brust ein wichtiger Faktor, aber kein Ersatz für eine Mammografie ist. „Wir betreuen immer mehr Frauen, die sich dann bei der späteren oder späten Diagnose darauf beziehen, sich ohnedies regelmäßig abgetastet zu haben.“
Die Referenten
Beim Thema „Brustkrebs – Warum Vorsorge und regelmäßige Kontrolle so wichtig sind“ werden die neuesten Erkenntnisse und Therapien um die Erkrankung thematisiert. Am Podium sprechen:
Christian Singer (Leiter Universitätsfrauenklinik, MedUni Wien/AKH Wien)
Maximilian Marhold (Universitätsklinik für Innere Medizin I, Abteilung für Onkologie)
Doris Kiefhaber (Österreichische Krebshilfe)
Ort und Zeit
Der erste KURIER-Gesundheitstalk nach der Sommerpause findet am Donnerstag, 21. September 2023 um 18.30 Uhr im Van Swieten Saal der MedUni Wien statt (1090 Wien, Van Swieten-Gasse 1a). Teilnahme kostenlos. Anmeldung: kurier-events.at/gesundheitstalk
Psychoonkologische Betreuung soll verbessert werden
Ihr ist ebenso die Möglichkeit einer kostenlosen psychoonkologischen Betreuung der Patientinnen ein Anliegen. Zumal die Diagnose Krebs zweifellos eine enorme psychische Belastung für die Betroffenen darstelle. Außerhalb des Spitals biete dies derzeit nur die Krebshilfe kostenlos an. Singer und Marhold thematisieren ebenso die Bedeutung eines maßgeschneiderten Screenings. „Es gibt Frauen, die bereits in jüngeren Jahren regelmäßigere Mammografien brauchen. Das Screening-Programm muss noch viel maßgeschneiderter werden“, sagt Singer. Onkologe Marhold sieht Angst vor und Stigmatisierung durch die Erkrankung als eine Gefahr, aufgrund derer womöglich gar keine Vorsorge betrieben wird.
Doch auch Frauen selbst haben einiges in der Hand, um Brustkrebsvorsorge zu betreiben. Indem sie auf ihren Lebensstil achten, was allen drei Experten am Herzen liegt.
Was vielen Frauen nach wie vor nicht bewusst ist: Das Risiko, an einem Mammakarzinom zu erkranken hängt – neben hormonellen und Erbfaktoren – eng mit den Ernährungsgewohnheiten zusammen. Singer: „Die Bedeutung von Normalgewicht und Bewegung im Alltag kann man nicht oft genug betonen.“
Kommentare