Nämlich: mangelnde Nachfrage. Tatsächlich hat Astra Zeneca selbst das Ende der Zulassung beantragt. Das Unternehmen führte an, dass inzwischen "eine Menge an verfügbaren aktualisierten Impfstoffen" gibt.
Entscheid ist "nicht sehr überraschend"
"Der Schritt ist nicht sehr überraschend, insbesondere deshalb, weil der Impfstoff nicht mehr wie bei anderen Herstellern für neuere Varianten von SARS-CoV-2, etwa die XBB-Familie aber auch die aktuellste Variante JN.1, adaptiert wurde", bringt es der Klinische Pharmakologe Markus Zeitlinger von der MedUni Wien auf den Punkt. In seiner momentan verfügbaren Form mache Vaxzevria "keinen Sinn mehr". "Das ist keinesfalls ein ungewöhnliches Vorgehen", sagt auch Christina Nicolodi, international tätige Vakzinologin. Auch aus der EU-Kommission heißt es, es sei nicht außergewöhnlich, "dass Unternehmen die Rücknahme der Marktzulassung aus kommerziellen Gründen beantragen".
Für Pharmakonzerne ist es kostspielig, Impfstoffe auf dem Markt zu halten. Vor allem, wenn diese Kosten nicht mehr durch Einnahmen gedeckt werden. In puncto Akzeptanz und Effektivität könne Vaxzevria laut Zeitlinger jedenfalls nicht mehr mit verfügbaren mRNA- und Proteinimpfstoffen mithalten. Nicolodi geht noch einen Schritt weiter: "Es gibt schlicht andere Kandidaten, die besser und in der Anwendung sicherer sind."
Aus dem Vorgehen des Unternehmens lasse sich laut Zeitlinger ableiten, "dass man entschieden hat, sich mit diesem Impfstoff aus der Covid-Branche zurückzuziehen". Dass Astra Zeneca irgendwann mit einem neuen Corona-Vakzin um Zulassung ansucht, sei nicht auszuschließen, "aber unwahrscheinlich".
Bedenken bezüglich der Sicherheit
In sozialen Medien werden unterdessen verschwörungstheoretisch angehauchte Gedanken ventiliert. Skeptikerinnen und Skeptiker fühlen sich bestätigt, dass Millionen Menschen "experimentelles Zeug", wie es etwa auf der Plattform X heißt, aufgezwungen wurde – ohne Rücksicht auf Verluste, so der Tenor.
Dieser Argumentationslinie kann Experte Zeitlinger nichts abgewinnen. Dass das Präparat von Astra Zeneca in ganz seltenen Fällen zu potenziell schwerwiegenden Nebenwirkungen führen kann, "ist aber keine Erfindung", sagt er. Die Häufung von Sinusvenenthrombosen nach der Impfung mit Vaxzevria, wie sie auch in Österreich vorgekommen ist, könne man rückblickend nicht wegdiskutieren. "Allerdings haben wir den Impfstoff zu einer Zeit eingesetzt, in der Covid-19 eine sehr schwere Erkrankung war. In der Gesamtschau hat der Nutzen die Kosten damals doch überwogen." Dass die Nebenwirkungen und die damit verbundene Einstellung einer weiteren Entwicklung bei dem Antrag auf Zulassungsrückzug eine Rolle gespielt haben, bestätigt auch Nicolodi. "Es traten in seltenen Fällen schwere Nebenwirkungen auf, jedoch wäre eine Optimierung des Impfstoffes schwierig und kostspielig gewesen, ohne Erfolgsgarantie. Die Zulassung zurückzuziehen ist also ein logischer Schritt."
Menschen, die in einer Frühphase der Pandemie Vaxzevria verabreicht bekommen haben, müssen sich laut Zeitlinger "überhaupt nicht sorgen": "Wenn eine Nebenwirkung dadurch ausgelöst worden wäre, wäre das längst passiert."
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