Wie die Flussperlmuschel in OÖ vor dem Aussterben bewahrt wird

In Oberösterreich läuft ein Artenschutzprojekt für Flussmuscheln.
Experten ermöglichen an der Maltsch mit kleinen Eingriffen in die Strömung das Überleben der fragilen Tiere.

Hartes Leben in der harten Schale: Für die Flussperlmuschel stellt das Überleben in Flussläufen eine große Herausforderung dar. Die Bedingungen müssen genau passen, damit Jungmuscheln im Sediment überdauern können. Im Rahmen eines tschechisch-österreichischem Forschungsprojekts wurden nun im Grenzfluss Maltsch 2.000 nachgezüchtete Tiere ausgesetzt und Wasserbau-Maßnahmen entwickelt, die ihnen das Überleben erleichtern sollen.

Grenzüberschreitendes Projekt

Dem die Regionen Mühlviertel (OÖ) und Südböhmen (Tschechien) teilenden Grenzfluss haben sich Wissenschafter aus beiden Ländern im Rahmen des u.a. EU-geförderten Projekts "Malšemuschel" gewidmet. Dabei ging es darum, mehr über die Begebenheiten an dem Wasserlauf herauszufinden, der auch ob seiner Lage am einstigen "Eisernen Vorhang" relativ naturbelassen ist.

Nur noch 400 Tiere in der Maltsch

So führten die Forscher der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien und Experten des Ingenieurbüro blattfisch zahlreiche Messungen zum Transport der Sedimente, zur Erosion und zum Hochwasserschutz durch. Die zusammengetragenen Informationen sollten einerseits dazu genutzt werde, um Wasser und Material in der Landschaft zu behalten, damit das Umland besser auf starken Niederschlag oder Trockenheit vorbereitet ist. Darüber hinaus setzte man sich damit auseinander, wie die nur noch rund 400 Tiere umfassenden letzten Bestände der Flussperlmuschel (Margaritifera margaritifera) geschützt werden können. Die Art war einst dort deutlich weiter verbreitet und ist mittlerweile in weiten Teilen Europas vom Aussterben bedroht.

Zu viele feine Sedimente

Gerade als Jungtiere sind die Muscheln auf für sie ideale Bedingungen im Fluss angewiesen: Über fünf bis zehn Jahre befinden sie sich in einer kritischen Phase, in der der Fluss nicht zu viele feine Sedimente und Sandpartikel führen darf. Da sich die Sedimenteinträge aus dem Umland in dem Gewässer in den vergangenen Jahrzehnten erhöht haben, setzte das den Muscheln zu. Verantwortlich dafür sind sowohl natürliche Verwitterungsprozesse und Bodenauswaschungen, die teils durch veränderte Landnutzung oder durch Klimaveränderungen beschleunigt werden, erklärte Projektleiter Christoph Hauer vom Institut für Wasserbau, Hydraulik und Fließgewässerforschung der Boku.

Strömung verändert, Uferbereich abgesenkt

"Das Ziel war, den feinen Sand wieder aus dem System herauszubekommen", sagt der Forscher. Um dem Fluss dabei zu helfen, das Material "eigendynamisch" abzulagern, setzt man auf kleine Einbauten, die die Strömung gezielt leicht verändern. Gleichzeitig wurden Teile des Uferbereiches abgesenkt. In Kombination führt das dazu, "dass dann auf den abgesenkten Flächen der Sand ausgetragen wird", erklärte Hauer. Eine derartige wissenschaftlich optimierte Maßnahme sei so noch nie umgesetzt oder publiziert worden.

Nachgezüchtete Jungmuscheln ausgesetzt

Die Ergebnisse aus dem Projekt seien aber auch für andere Flussperlmuschel-Vorkommen in Österreich, Tschechien, Deutschland, Skandinavien oder Großbritannien interessant, da die Tiere überall ähnliche Probleme plagen. "Unser Ziel ist anhand dieser Forschungsergebnisse auch den internationalen Kollegen etwas zeigen zu können", sagte Hauer. Um dem Bestandsrückgang in der Maltsch entgegen zu wirken, züchteten tschechische Projektpartner 2.000 Jungmuscheln nach, die nun in einer ersten Tranche im Fluss ausgesetzt wurden.

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