„In unserem Experiment fanden wir heraus, dass die Selbstmedikation flexibel ist und zunimmt, wenn ein größerer Teil der Kolonie mit einem Pilzerreger infiziert ist“, erklärt Studien-Co-Autorin Dalial Freitak vom Institut für Biologie die aktuellen Ergebnisse. Die Tierchen passten dabei nicht nur die Nahrungssuche an, sie berücksichtigten ebenso die Qualität der verfügbaren Heilmittel und vermutlich sogar die Schwere der Krankheit.
Grauschwarze Sklavenameisen tummeln sich nicht nur in heimischen Uni-Laboren, Formica fusca ist auch prominent in österreichischen Wäldern unterwegs – als eine von 145 Arten; 175 sind es in Mitteleuropa. Zu ihren Ausbeutern zählen hierzulande u.a. die Blutrote Raubameise und die Amazonenameise. Der Biologe spricht von Sklavenhaltern.
„Manche dieser Arten sind nicht dauerhaft von Helfern abhängig, sie jagen selbst“, sagt Ameisenforscher Herbert Christian Wagner: „Andere rauben Puppen und Larven, weil sind permanent auf Sklaven angewiesen sind.“ Über den Überraschungsangriff tauschen sich die kriegerischen Sechsbeiner mittels duftem Propagandapheromon aus. Der Großteil der Opfer vermeidet den Kampf und sucht auf Grashalmen Schutz. Jene, die Widerstand leisten, werden durchbohrt.
Friedliches Zusammenspiel
„Blattlaushalter sind nicht so blutrünstig“, zählt Wagner eine von vielen anderen Lebensweisen auf. Sie fressen den sättigenden Honigtau, der die Läuse verkleben bzw. Parasiten anlocken würde – ein perfektes Zusammenspiel von Geben und Nehmen.
Kriegerisches Verhalten
„Weltweit kommen geschätzte 17.000 bis 30.000 Ameisenarten vor“, weiß der Experte. Bei den meisten gehört Krieg zum Alltag; Töten, Foltern, Plündern und Bluffen inklusive. Generell gilt: Eng Verwandte mit gleichen Bedürfnissen verhalten sich besonders aggressiv.
„Das soziale Leben von Ameisen ist sehr vielseitig und interessant“, schließt Herbert Christian Wagner – ob es nun um Gebietsansprüche geht oder um die kollektive Gesundheit.
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