Ameisen haben keine Angst vor Corona und anderen Seuchen
Egal ob Corona, Ebola oder Cholera, Menschen haben Probleme hochansteckende Seuchen in den Griff zu bekommen. Ameisen sind uns in diesem Fall einen Schritt voraus, denn wenn sich in einem ihrer Staaten ein Virus ausbreitet, passen sie ihre Ernährung an und greifen zu einem speziellen Giftcocktail.
Ein Team rund um Dalial Freitak der Universität Graz konnte diese Entdeckung an einer Waldameisenart (Formica fusca) machen.
Ameisen leben auf engstem Raum zusammen und bilden riesige Gemeinschaften, zudem sind sie soziale Wesen. An sich alles Eigenschaften, die die Übertragung von Krankheiten fördern. "Nicht nur bei uns Menschen, auch bei den Ameisen", sagt Dalial Freitak, Assoziierte Professorin am Institut für Biologie.
Im Unterschied zum Menschen wissen Ameisen ganz konkret, wie sie ihre Ernährung umstellen müssen, um die Ansteckung zu minimieren und den Ausbruch einer Seuche zu verhindern. Eine ganz besondere Taktik wendet die grauschwarze Sklavenameise an, eine Art, die in heimischen Wäldern häufig vorkommt.
Besuch in der Waldapotheke
Die gesamte Kolonie reagiert, wenn etwa eine Erkrankung, die durch einen Pilz ausgelöst wird, entdeckt wird.
"Wird eine Infektion in der Kolonie festgestellt, ergänzen die Tiere ihr Futter mit Wasserstoffperoxid, das grundsätzlich giftig ist", erklärt die Zoologin. Diese flüssige Verbindung aus Wasserstoff und Sauerstoff kommt übrigens in unseren Haushalten unter anderem als Desinfektions- und Bleichmittel zum Einsatz.
Die Ameisen gehen im Falle einer Erkrankung also in die Waldapotheke und holen sich das Wasserstoffperoxid zum Beispiel von Blattläusen sowie aus Pflanzen, die Blattläuse haben. Freitak: "Wir haben festgestellt, dass die Insekten die Substanz auch sehr gut dosieren können, je nach Ausmaß der Infektion."
Sobald die Gefahr gebannt ist, kehren die Ameisen wieder zu ihrem gewohnten Ernährungsverhalten zurück.
Die Arbeiterinnen, die für die Fütterung zuständig sind, geben die desinfizierend wirkende Nahrung nicht nur an die Erkrankten, sondern an alle Artgenossen weiter und schaffen somit eine Herdenimmunität. Demnach sind sie auch sehr effiziente Virologen und Ärzte ihrer Gesellschaften.
Für die Forschergruppe ist dieses Ergebnis ein weiterer Beleg dafür, wie wichtig Biodiversität ist und dass die Vielfalt chemischer Verbindungen für die Artenvielfalt und für ein gesundes Ökosystem entscheidend ist. Für den Menschen ist es mit der Einnahme von Bleichmittel zwar nicht getan, aber auch er findet im Falle einer Krankheit oftmals Heilung in der Pflanzenwelt. "Mir kommt vor, wir vergessen das manchmal", sagt die Studienautorin.
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