Wieder mehr Luft für die Lunge

Rehabilitation bei Lungenerkrankungen, Therme Med Wien, Oberlaa
Für Atemwegs-Patienten gibt es in der Therme Wien Med ambulante Reha mit großem Erfolg

Christiana Jehle, 70, fehlte früher die Luft, während des Gehens zu sprechen: „Da musste ich stehen bleiben. Heute kann ich beides“, erzählt sie nach ihrem Krafttraining. Auch Attila Kamarad, 61, geht es besser, seit er regelmäßig auf dem Ergometer sitzt: „Meine Gehleistung hat sich deutlich verbessert.“

Jehle und Kamarad haben die Lungenerkrankung COPD (siehe re.). Sie kommen regelmäßig in die Therme Wien Med, das Gesundheitszentrum der Therme Wien. „Ambulante pneumologische Rehabilitation“ heißt das Angebot, das hier seit einem Jahr für Patienten mit Lungenerkrankungen – COPD, Asthma, Lungenkrebs und auch seltenere Krankheiten – besteht.

„Wir betreuen COPD-Patienten, die nur mehr ganz kurze Strecken zurücklegen können, genauso wie Asthma-Patienten, die für einen Marathon trainieren“, sagt der Lungenfacharzt Ralf-Harun Zwick. Das Problem bei beiden: „Kommt es bei gewissen Anstrengungen zu Atemnot – zum Beispiel durch einen Asthmaanfall –, vermeiden die Patienten aus Angst vor Wiederauftreten diese Tätigkeit, etwa zu Fuß einkaufen zu gehen. Das aber ist ein Teufelskreis, weil so die Lungenfunktion und allgemeine Leistungsfähigkeit immer schlechter werden.“ Zu Beginn der Reha werden die Patienten über ihre Erkrankung, den Wirkmechanismus der Medikamente, den Nutzen der Bewegung und das Verhalten im Notfall aufgeklärt. „Viele verstehen dann zum ersten Mal, was in ihrem Körper vorgeht und welchen Einfluss sie darauf haben. Das aber ist eine wichtige Motivation für unsere medizinische Trainingstherapie“, sagt Zwick.

Diese habe denselben Stellenwert wie die Medikamente: „Erst beides zusammen bringt das optimale Ergebnis.“ Für jeden Patienten wird ein individueller Trainingsplan erstellt: „Ich frage immer: ,Was ist Ihr individuelles Ziel? Was ist Ihr Traum? Wieder Stiegen steigen zu können? Wieder mit dem Rad fahren zu können?‘“

Erfahrenes Team

Neben Kraft und Ausdauer wird auch die Atem- und Atemhilfsmuskulatur trainiert: Dabei müssen die Patienten gegen einen Widerstand ein- und ausatmen. Raucherentwöhnung ist ebenso Teil des umfangreichen Angebots wie die Themen Ernährung, Entspannungstechniken und auch psychologische Unterstützung. „Physiotherapeuten, Sportwissenschaftler, Diätologinnen, eine klinische Gesundheitspsychologin und Lungenfachärzte arbeiten in unserem Team zusammen.“

Sechs Wochen lang – jeweils drei bis vier Stunden drei Mal die Woche – dauert die erste intensive Phase. Herzfrequenz, Blutdruck und Sauerstoffsättigung des Blutes werden während der Übungen ständig überwacht. Danach kann eine sechs- bis zwölfmonatige Phase mit zwei bis drei Stunden Training zwei Mal die Woche angeschlossen werden. In dieser soll ein Teil des Programms bereits zu Hause durchgeführt werden.

„Es gibt bereits Patienten, die sich nach dieser Trainingstherapie so verbessert haben, dass sie in der Therme Wien Fitness ohne medizinische Betreuung ihren in der Reha gelernten Trainingsplan selbstständig fortsetzen konnten“, sagt die Sportwissenschaftlerin Irmgard Derka.

Nach einem Jahr sei die Bilanz positiv, betont Zwick:

Viele konnten ihre Leistungsfähigkeit um ein Vielfaches steigern.

Die Atemnot verringerte sich deutlich.

Durch die Krankheit verursachte Ängste nahmen ab.

Die Lebensqualität erhöhte sich spürbar.

Vielfach wurde das Fortschreiten der Erkrankung gestoppt. „Es gibt auch Studien, die zeigen, dass die medizinische Trainingstherapie lebensverlängernd wirkt.“

In Wels und Innsbruck werden ähnliche Programme angeboten: „Unser Ziel ist ein Netzwerk in ganz Österreich.“ – „Das Training ist unglaublich effektiv“, sagt Patient Kamarad: „Ganz entscheidend ist aber auch, mit dem Rauchen aufzuhören.“

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