Weshalb Männer zum Schönheitschirurgen gehen

Straffungen der Augenlider gehören zu den Top-5-Eingriffen bei Männern.
In Deutschland stagniert ihr Anteil an der ästhetischen Chirurgie, in Österreich steigt er noch.

Viele Jahre war der Trend eindeutig. Eine stetig steigende Zahl von Männern suchte Schönheitschirurgen auf – um Falten zu glätten, Fett abzusaugen oder die Haare wieder sprießen zu lassen. Doch jetzt scheint – zumindest in Deutschland – der Gipfel erreicht. "Von einem Männertrend können wir nicht mehr sprechen", sagte kürzlich der deutsche plastische Chirurg Sven von Saldern, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (DGÄPC). Und auch beim offiziellen Berufsverband (Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen, DGPRÄC) regierte bei der Jahrestagung im Oktober Realismus: "Wahrscheinlich wird sich der Männeranteil langfristig bei zehn bis 15 Prozent einpendeln", so Präsidentin Jutta Liebau. Beim oft prognostizierten ,Männer-Boom‘ habe es sich eher um Marketing gehandelt. In Österreich scheint der Plafond hingegen noch nicht erreicht: "Bei uns ist der Männeranteil leicht steigend", heißt es bei der Österreichischen Gesellschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie anlässlich des Welt-Männertages (3. 11.). Dies liege vor allem am steigenden Druck am Arbeitsplatz.

"Frisches Aussehen"

Weshalb Männer zum Schönheitschirurgen gehen
"Es stimmt einfach nicht, dass für den Erfolg nur die Ausbildung und die Qualifikationen zählen", sagt der Plastische Chirurg Carlo Hasenöhrl aus Innsbruck. "Heute gehört auch ein frisches Aussehen dazu – aber ohne dass jemand merkt, dass hier eine Behandlung durchgeführt wurde." Dies sei ein Grund, warum etwa Augenlidstraffungen deutlich ansteigen. Ähnlich der Plastische Chirurg Peter Durnig aus Kärnten: "Ich bekomme zunehmend Anfragen von Männern, die sich zwar toll fühlen, aber häufig darauf angesprochen werden, dass sie müde aussehen." Lidstraffungen, Haartransplantationen und Nasenkorrekturen seien ein großes Thema. Beide Chirurgen beziffern ihren Männeranteil in der Ordination mit rund 20 Prozent, "Tendenz langsam zunehmend."
Weshalb Männer zum Schönheitschirurgen gehen
Auch Botox und Hyaluronsäure seien ein Männerthema, so Durnig, doch im Gegensatz zu den Frauen gehe es bei den Männern "gemäßigter" zu und nur um die Glättung von ausgeprägten Falten. "Männer wollen dank Botox gesund, erholt und fit, und nicht mehr müde aussehen."

Fett weg mit Kälte

Dass verschiedene deutsche Statistiken einen Rückgang bei der klassischen Fettabsaugung zeigen, erklärt Hasenöhrl mit dem verstärkten Einsatz der Kryolipolyse: "Durch lokale Anwendung von Kälte werden Fettzellen abgebaut", sagt Hasenöhrl. Dafür wird eine Fettwulst zwischen zwei Kühlplatten eingeklemmt und eine Stunde lang auf vier Grad abgekühlt. "Die Methode eignet sich gut für Menschen mit Normalgewicht oder leichtem Übergewicht, aber einem starken Bauchansatz", sagt Hasenöhrl. "Der Bauchumfang kann damit um einige Zentimeter reduziert werden." Kostenpunkt: Ab 600 Euro. Die Methode ist nicht-invasiv, es müssen für ihre Anwendung keine Kanülen die Haut durchdringen.

Weshalb Männer zum Schönheitschirurgen gehen
Statistiken zeigen einen Trend zu älteren männlichen Patienten über 40 Jahre – in Deutschland liegt das Durchschnittsalter bei 42,5 Jahren. "Auch die meisten meiner Patienten sind 40 bis Mitte 50", so Hasenöhrl. Die wenigsten würden übrigens mit ihren Partnerinnen kommen: "Die spielen bei der Entscheidung weniger eine Rolle als berufliche Gründe." Die Männer stammen übrigens aus allen Schichten: "Ein Straßenkehrer kommt genauso regelmäßig unterspritzen wie ein Firmenchef."

Wo Sie Informationen bekommen

Arztsuche: Welcher Arzt in Österreich für welchen ästhetischen Eingriff zugelassen ist (aus allen Fächern), findet Sie bei dieser Suchmaschine der Ärztekammer: www.aesthetischeoperationen-aerzte.at/arztsuche/

Hotline: Die Österreichische Gesellschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie bietet verunsicherten Patienten nach bereits erfolgten ästhetischen Eingriffen die Möglichkeit, kostenlos eine kompetente, fachliche Meinung einzuholen. Anmeldung: Telefon 0820 820 600.

Buchtipp: Dr. Andrea Rejzek „Einfach schön! Der Ratgeber für Ihren ästhetischen Eingriff“, Verlagshaus der Ärzte, 176 S, 17,90 Euro. Rejzek ist Fachärztin für Plastische, Ästhetische und Wiederherstellende Chirurgie am Uni-Klinikum St. Pölten, NÖ. Sie stellt die häufigsten ästhetischen Eingriffe mit ihren Chancen und Risiken verständlich vor, inklusive Angaben zu den voraus-sichtlichen Kosten.

Weshalb Männer zum Schönheitschirurgen gehen
Buch Schönheit

Kommentare