Wenn schädliche Stoffe aus dem Blut gewaschen werden

Immer mehr Patienten profitieren von Blutwäsche– künftig vielleicht auch Menschen mit schwerem Asthma.

Der jüngste Patient in Österreich mit einem Herzinfarkt war viereinhalb Jahre. Mein jüngster Patient ist elf“, sagt der Stoffwechselexperte Univ.-Prof. Kurt Derfler von der MedUni Wien. Diese Menschen können aufgrund einer vererbten Fettstoffwechselstörung das Cholesterin nicht aus dem Blut entfernen. Wenn Ernährungsumstellung, Bewegung und Medikamente alleine das LDL-Cholesterin nicht ausreichend senken können, ist die Blutwäsche (Apherese) die Methode der Wahl.

Dabei werden die krankmachenden Stoffe wie etwa das LDL-Cholesterin ausgewaschen. Univ.-Prof. Helmut Sinzinger von der MedUni Wien, Präsident der neuen „Austrian Apheresis Association“ (AAA): „Herzinfarkte und Schlaganfälle können damit zu rund 90 Prozent verhindert werden.“ Die Anwendungen weiten sich aus:

So weiß man seit 2009, dass auch viele Patienten, bei denen eine spezielle Form des LDL-Cholesterins stark erhöht ist (Lipoprotein (a)), von einer Blutwäsche profitieren. Bis zu fünf Prozent der Österreicher sind davon betroffen. Derfler: „Derzeit gibt es in Österreich rund 70 Blutwäsche-Plätze für Patienten mit Fettstoffwechselstörungen. Der Bedarf ist aber – auch angesichts dieser neuen Erkenntnisse – rund sieben Mal so hoch.“

Bei schweren Autoimmunkrankheiten (wie z. B. Lupus erythematodes) richten sich Antikörper gegen gesunde Organe wie z. B. die Niere. Mit der Blutwäsche werden diese Antikörper entfernt.

Blutwäsche macht es auch möglich, dass bei der Transplantation einer Niere von einem Lebendspender der Empfänger und der Spender nicht dieselbe Blutgruppe haben müssen: Vor der Transplantation werden beim Empfänger jene Antikörper, die eine Abstoßung auslösen könnten, entfernt. Dies dauert mehrere Tage und ist deshalb nur bei geplanten Lebendspenden möglich.

Allergie-Hoffnung

Ein Team um den Wiener Allergieforscher Univ.-Prof. Rudolf Valenta will in Zukunft bei Patienten mit schwerem Asthma die Allergie-auslösenden IgE-Antikörper aus dem Blut entfernen. Dies soll mit Hilfe einer speziell entwickelten Substanz (einem Antikörperfragment) möglich werden. Erste Tests sind Ende des Jahres geplant.

Zumindest einer von 500 Menschen in Österreich leidet an erblich bedingten hohen Blutfettwerten („Familiäre Hypercholesterinämie“, FH). Allerdings wird die zumeist gut behandelbare Krankheit in Österreich viel zu selten diagnostiziert. Deshalb tritt Stoffwechselexperte Univ.-Prof. Kurt Widhalm für ein Cholesterin-Screening im Kindesalter ein.

Tritt in einer Familie ein Herzinfarkt oder ein Schlaganfall vor dem 60. Lebensjahr auf, besteht der Verdacht auf eine FH, der unbedingt abgeklärt werden sollte.

Ausführliche Beratung gibt es bei der Patientenorganisation „FHchol Austria“. www.fhchol.at.

Wenn schädliche Stoffe aus dem Blut gewaschen werden

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