Wenn ein Herzgefäß immer enger wird

Kardiologe Thomas Brunner bei der Arbeit in dem neuen Kompetenzzentrum
Gefährliche Verengungen können mit einer bildlichen Darstellung der Gefäße entdeckt werden.

Dr. Thomas Brunner ist Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie und Leiter der Abteilung für „Invasive Kardiologie und Angiographie“ im Rudolfinerhaus in Wien.

Wenn ein Herzgefäß immer enger wird
Kardiologe Dr. Thomas Brunner, Rudolfinerhaus

Welche Symptome weisen auf eine Verengung von Herzkranzgefäßen hin?
Das Leitsymptom ist ein Brustschmerz, der von körperlicher Belastung abhängig ist. Männer empfinden oft ein Gewicht auf der Brust, das in Ruhephasen wieder verschwindet. Bei Frauen sind die Symptome oft nicht so eindeutig, häufig sind es nur ein leichter Druck oder ein Ziehen. Auch bei langjährigen Diabetikern sind die Symptome oft nicht sehr ausgeprägt.

Wie stellen Sie dann die Diagnose einer tatsächlichen Gefäßverengung, einer Atherosklerose?
Das Wichtigste ist die Anamnese: Wie lange bestehen die Beschwerden schon? Wann treten sie auf? Wie sehen die Cholesterin-, Blutfett-, Blutzucker- und Blutdruckwerte aus? Raucht der Patient, hat er Übergewicht? Im ersten Schritt machen wir dann ein EKG und ein Belastungs-EKG sowie auch einen Herzultraschall. Erst bei einem begründeten Verdacht auf eine Verengung führen wir eine Angiographie – also eine bildliche Darstellung von Blutgefäßen – durch.

Wíe läuft eine Angiografie ab?
Bei uns wird durch einen Zugang am Handgelenk – das ist eine besonders schonende Form der Angiographie – ein Katheter über die Armarterie und die Hauptschlagader zum Herzen herangeführt. Diese Plastikschläuchchen haben den kleinstmöglichen Durchmesser von nur 1,8 Millimetern.

Durch den Katheter wird zunächst ein Kontrastmittel in das Herzkranzgefäß gebracht, wodurch das Gefäß auf einem Bildschirm sichtbar wird. Ist eine Engstelle vorhanden, führen wir über den Katheter einen dünnen Draht an die Engstelle. An dessen Spitze befindet sich ein gefalteter Ballon. An dem verengten Gefäßabschnitt wird er eröffnet, das Gefäß dadurch aufgedehnt.

Anschließend kann der Kardiologe an dieser Stelle einen Stent einbauen. Dabei handelt es sich um ein feines Drahtgitterröhrchen aus einer Metalllegierung, das medikamentös beschichtet ist. Die Medikamente verhindern, dass sich das Gefäß wieder verengt.

Gibt es auch noch andere Möglichkeiten, Gefäße darzustellen?
Es gibt die Coronar-Computertomographie der Herzkranzgefäße. Sind aber bereits sehr viele Kalkablagerungen vorhanden, ist die CT-Untersuchung oft nicht präzise genug. Das gilt auch bei bereits vorhandenen Stents. Bei dieser Methode muss das Kontrastmittel in eine Vene gespritzt werden.

Bekommt man immer einen Stent?
Bei geringen Verengungen kann eine medikamentöse Therapie ausreichen. Erhöhte LDL-Cholesterinwerte sind – abgesehen von einem vererbten Risiko – der wichtigste Faktor, Cholesterinsenker deshalb – neben einer Umstellung des Lebensstils – die effizienteste Therapie.

Dr. Brunner am Telefon, Mittwoch, 16. 11., 16.00 bis 17.00 Uhr: 01 / 526 57 60

eMail: gesundheitscoach@kurier.at

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