Wenig Vitamin D erhöht Risiko für Multiple Sklerose

Signalübertragung zwischen Nervenzellen: Bei Multipler Sklerose ist die Übertragung verlangsamt bzw. ganz unterbrochen.
Studie: Genetisch bedingter Mangel an Vitamin D erhöht Wahrscheinlichkeit zu erkranken.

Weltweit nimmt die Zahl der Patienten mit Multipler Sklerose (MS) zu - die Gründe sind weitgehend unbekannt. Alleine in Österreich sind mehr als 12.000 Menschen betroffen. Jetzt zeigt eine neue, große Studie - erschienen im Journal PLOS Medicine - einen möglichen Zusammenhang mit einem niedrigen Vitamin-D-Spiegel auf: Demnach haben Menschen mit einem niedrigen Vitamin-D-Spiegel, der genetische Ursachen hat, ein erhöhtes Risiko für diese chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems.

Forscher der McGill University in Kanada verglichen die Häufigkeit von MS in zwei großen Personengruppen: Die eine ohne und die andere mit einer genetischen Mutation, die das Risiko für einen niedrigen Vitamin-D-Spiegel deutlich erhöht.

Das Ergebnis war eindeutig: Bei Menschen, die aufgrund einer solchen genetischen Mutation einen niedrigeren Vitamin-D-Spiegel hatten, wurde deutlich öfter Multiple Sklerose diagnostiziert. Insgesamt war das Erkrankungsrisiko rund doppelt so hoch.

Mangel beheben

Die Studienautoren betonen, dass ihre Ergebnisse noch kein eindeutiger Nachweis sind und weitere Studien folgen müssen. Doch bereits frühere Untersuchungen zeigten einen Zusammenhang. So wurde für eine andere Studie bei neu diagnostizierten MS-Patienten der Vitamin-D-Spiegel erhoben. „Patienten mit sehr niedrigem Vitamin-D-Spiegel hatten einen viel rascheren Krankheitsverlauf“, sagt der holländische Neuroradiologe Frederik Barkhof im Vorjahr bei einem Kongress. Es gebe aber keine Hinweise darauf, dass ein niedriger Vitamin-D-Spiegel die Krankheit auch auslösen könne, so Barkhof. Ob man mit Vitamin D Multiple Sklerose auch behandeln könnte, sei ebenfalls nicht erwiesen und werde derzeit untersucht. Zumindest aber sollte ein Vitamin-D-Mangel behoben werden, empfehlen die Studienautoren. Rund 50 Prozent der MS-Patienten in Europa haben zu niedrige Vitamin-D-Werte.

Dass es in nördlichen Ländern teilweise mehr MS-Fälle als im Süden gibt, wird auch immer wieder mit einem Mangel an Vitamin D (wird zum großen Teil vom Körper unter dem Einfluss von Sonnenlicht produziert) in Zusammenhang gebracht: Allerdings könnten auch eine höhere Empfänglichkeit für die Krankheit aufgrund genetischer Mutationen – die noch auf die Wikinger zurückgehen – die Ursache sein.

Keine unkontrollierte Einnahme

Angesichts der neue Studie waren Experten vor einer unkontrollierten Vitamin-D-Einnahme. Bevor man etwa Vitamin-D-Tropfen regelmäßig schluckt, sollte man den Vitamin-D-Spiegel im Blut bestimmen lassen. Zu hohe Werte können nämlich auch Nebenwirkungen auslösen.

Auch Rauchen wird in jüngster Zeit vermehrt als Risikofaktor diskutiert. Kinder, von denen zumindest ein Elternteil zu Hause raucht, haben laut einer Untersuchung ein höheres MS-Risiko. Bei einer bestehenden Erkrankung kann Rauchen den Krankheitsverlauf verschlechtern.

Was bei MS passiert

Die Fortsätze der Nervenzellen im Gehirn und Rückenmark sind mit einer Isolierschicht (Myelin) umgeben. Bei Multipler Sklerose greifen körpereigene Abwehrzellen fälschlicherweise diese Isolierschicht an. Die Übertragung der elektrischen Nervensignale wird verlangsamt bzw. blockiert. Mögliche Symptome sind unter anderem Kribbeln, Gefühlsverlust, Sehstörungen, Schwierigkeiten beim Gehen sowie eine starke Müdigkeit auch am Tag. Die meisten Betroffen sind bei der Diagnose zwischen 20 und 40 Jahre alt.

Info und Beratung für MS-Patienten:

Österreichische MS-Gesellschaft

MS-Gesellschaft Wien

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