„Schon in Mesopotamien und im Alten Ägypten wurde der Himmel beobachtet“, erzählt Johannes Preiser-Kapeller, Historiker an der Akademie der Wissenschaften. „Schnell wurden auch Zusammenhänge mit Ereignissen auf der Erde hergestellt.“ Bald galt der Komet als Unheilsbringer, etwa als Zeichen, dass der Tod eines Herrschers bevorsteht oder eine Seuche ausbrechen wird. Ganz festlegen wollten sich die Autoren aber doch nicht: „In allen Schriften bemerkt man, dass die Dinge so gedeutet wurden, wie man es gebraucht hat“, sagt Preiser-Kapeller.
Neben dem Stern von Bethlehem gibt es eine weitere große Himmelserscheinung, die mit der Christianisierung in Zusammenhang gebracht wird: „Im Jahr 312 steht Konstantin, der Anwärter auf die Kaiserwürde, kurz vor der entscheidenden Schlacht an der Milvischen Brücke“, erzählt der Historiker. „Und er hat eine Lichterscheinung.“ Eine Stimme erschallt: „In diesem Zeichen wirst du siegen.“ Preiser-Kapeller weiter: „Heute denkt man, der Kaiser habe ein sogenanntes Halo gesehen, eine Streuung der Sonne, wenn sich Eispartikel in der Luft befinden. Dadurch kann es zu einer Doppelung der Sonne kommen.“ Vielfach deutete man es auch als Christogramm – die Buchstaben P und X, die sich überlappen.
Im Jahr 536 wiederum beschrieb der Historiker Prokopios von Caesarea „dieses furchtbare Vorzeichen. Die Sonne hatte das ganze Jahr über nicht ihren üblichen Glanz. Seitdem ereigneten sich nur noch schlimme Dinge. Der Krieg ließ nicht nach, Seuchen kamen über die Menschen.“ Preiser-Kapeller: „Aus heutiger naturwissenschaftlicher Sicht können wir sagen: Ein Vulkanausbruch verdunkelte die Sonne von Irland bis China, das führte zu einer Klimaschwankung – der antiken kleine Eiszeit.“ Die folgende Pestpandemie hielt 200 Jahre an.
Sogar für die Darstellung des Stern von Bethlehem als Komet gibt es eine schlüssige himmlische Erklärung: Im Jahr 1301 beobachtete der Maler Giotto den gut sichtbaren Halleysche Komet. Beeindruckt malte er zwei Jahre später „Die Anbetung der Könige“. Das Gemälde wird zum Vorbild praktisch aller weiteren Krippen-Bilder und prägt unsere Vorstellung vom Stern von Bethlehem bis heute.
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