Schilddrüsenknoten mit Wärme schrumpfen

Die Schilddrüse besteht aus zwei Lappen seitlich der Luftröhre.
Neue Technik kommt ohne chirurgischen Eingriff aus.

Halsschmerzen und „das Gefühl eines richtigen Knödels im Hals, der vor allem beim Training und bei Wettkämpfen schmerzte“: Ein – an sich harmloser – Knoten in der Schilddrüse machten der gebürtigen Grazerin Natascha Wegscheider im Vorjahr zunehmend Probleme. Die 21-Jährige ist erfolgreiche Rhythmische Gymnastin, ihr Traum sind die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro.

Schilddrüsenknoten mit Wärme schrumpfen
Laut Ernst Mauritz Bildcredit - privat und honorarfrei im Zusammenhang mit dem Artikel.

Vier Ärzte rieten ihr zur operativen Entfernung: „Doch das war für mich nur die allerletzte Option, zumal das auch eine längere Trainingspause bedeutet hätte.“ Durch ihre Schwester kam sie mit dem Grazer Endokrinologen Univ.-Prof. Harald Dobnig in Kontakt. Er setzt als Erster in Österreich eine neue Methode ein, mit der gutartige Schilddrüsenknoten ohne OP behandelt werden: Bei der „Hochfrequenz-Wärmeablation“ wird der Knoten auf 60 bis 80 Grad erhitzt, der Körper baut das Gewebe ab, das Volumen schrumpft um rund 60 Prozent. „Langzeitdaten von bis zu vier Jahren zeigen, dass die Knoten auch nicht wieder zu wachsen beginnen.“ Bei 80 Prozent der Patienten genügt eine einmalige Behandlung.

Keine Hormone

Die Ergebnisse seien vergleichbar mit jener einer Operation, die Rate an Komplikationen laut neuen Studien aber deutlich geringer. Der Eingriff erfolgt ambulant in Lokalanästhesie. Es kommt zu keiner Narbenbildung, und weil das gesunde Gewebe weitgehend geschont wird, ist auch keine lebenslange Einnahme von Schilddrüsenhormonen notwendig.
In Deutschland warnte bereits die Gesellschaft für Endokrinologie, dass zu viel operiert werde – und diagnostische Möglichkeiten teilweise nicht komplett ausgeschöpft würden.

"Zu viele Operationen"

„Aus meiner Sicht werden auch in Österreich zu viele gutartige Knoten operiert“, sagt Univ.-Prof. Alois Gessl, Spezialambulanz für Schilddrüsenerkrankungen MedUni Wien / AKH Wien. Bei 15 Schilddrüsen-OPs stellt sich nur eine als bösartiger Knoten heraus. In Italien liege das Verhältnis bei 7:1. Die hohe OP-Rate in Österreich habe vielfach mit der Angst zu tun, bösartige Knoten zu übersehen, so Gessl. „Das geht teilweise auch von den Patienten aus.“ Aber wenn alle diagnostischen Möglichkeiten – wie eine Feinnadelbiopsie – ausgeschöpft werden, sei oft eine jährliche Ultraschallkontrolle ausreichend. Vorausgesetzt, der Patient sei beschwerdefrei. „Es ist möglich, die OP-Zahlen zu senken – in bestimmten Fällen kann die neue Methode eine Alternative sein.“ Generell sollten Schilddrüsen nur in bestimmten Zentren operiert werden, so Gessl.

Kassen zahlen maximal Teilbetrag

Noch zahlen Kassen die Kosten von rund 1500 Euro zu maximal einem Drittel – obwohl sie deutlich niedriger als jene einer OP sind.

Bei Natascha Wegscheider erfolgte der Eingriff an einem Donnerstag, am Montag darauf konnte sie bereits wieder trainieren: „Ich habe keine Beschwerden mehr, keine Narbe und muss keine Medikamente nehmen. Ich bin unendlich froh, dass ich mir das alles erspart habe.“

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