Was einem die Luft zum Atmen nimmt

Was einem die Luft zum Atmen nimmt
COPD bedeutet eine chronische Enge der Bronchien. Rund 400.000 Österreicher sind stark betroffen.

COPD bedeutet eine chronische Enge der Bronchien. Rund 400.000 Österreicher sind stark betroffen.

Wilhelm Lippert wollte die Beschwerden lange nicht wahrhaben: „Natürlich habe ich gespürt, dass ich immer weniger Luft bekomme. Aber als damals starker Raucher mit 40 bis 60 Zigaretten täglich – noch dazu ohne Kondition – habe ich das als ganz normal empfunden.“

Die Diagnose COPD im September 2008 – zu seinem 50. Geburtstag – habe ihn deshalb „aus der Bahn geworfen“. Vor allem der Umstand, dass er auch Sauerstoff über eine Nasensonde aus Kunststoff benötigt, war anfangs schwer zu verkraften. Doch mittlerweile habe er gelernt, mit der Krankheit und der Therapie gut zu leben: „Mit dem Rauchen (eine der Hauptursachen der Erkrankung, Anm.) habe ich nach der Diagnose aufgehört.“ Um auch anderen Patienten Hoffnung zu machen, gründete er die Selbsthilfegruppe LOT Austria.

Wilhelm Lippert war einer der Podiumsteilnehmer beim vierten Gesundheitstalk von KURIER, MedUni Wien und Novartis im Rektoratssaal der MedUni Wien. Moderiert von Martina Salomon (stv. KURIER-Chefredakteurin) diskutierten auch Lungenspezialist Prim. Norbert Vetter vom Otto Wagner Spital und Umweltmediziner Priv.-Doz. Hans-Peter Hutter vom Institut für Umwelthygiene der MedUni Wien mit 150 Zuhörern zum Thema COPD.

Ausdauertraining

„Bei den Medikamenten gibt es viele neue Errungenschaften“, erklärte Vetter: „Es gibt neue Präparate, die die Bronchien öffnen und die Entzündung hemmen.“ Als zweite Säule der Therapie sei aber ein Trainingsprogramm ganz wichtig. – „Welches Training?“, wollten mehrere Teilnehmer wissen. „Im Wesentlichen geht es um ein Ausdauertraining am Fahrrad und zusätzlich spezielle Übungen für einzelnen Muskelgruppen. Wir wissen erst seit kurzer Zeit, dass dies einen wesentlichen Behandlungserfolg bringt.“

„Für Pensionisten übernimmt die Sozialversicherung aber nicht die Kosten“, kritisierte die Frau eines COPD-Patienten. – „Bisher wurde so ein Training als Teil einer Rehabilitation, nicht als Therapie gesehen. Aber künftig muss es ein Teil der Therapie werden – und dann müssen auch die Kassen die Kosten übernehmen“, antwortete Vetter. Medikamente und Training können die Lebensqualität deutlich verbessern: „Es stimmt nicht, dass der Zustand eines COPD-Patient immer schlechter wird“, sagte Vetter.

„Studien zeigen, dass COPD-Patienten stärker unter ihren Symptomen leiden, wenn die Außenluft schlechter ist“, betonte Hutter. Doch nicht nur Schadstoffe aus Verkehr, Heizungen und Industrie seien ein Problem: „Die Beduftung von Innenräumen ist abzulehnen – diese Chemikalien können zusätzlich zu Beschwerden führen.“ Ebenso Räucherstäbchen und Kerzen: „Jede brennende Kerze ist eine kleine Feinstaubquelle.“

Ihre Lungenfunktion ist normal.“ – Diesen Satz hat der Bruder von Univ.-Doz. Hendrik Jan Ankersmit mehrfach von Ärzten gehört, nachdem er eine Lungenfunktionsprüfung (Spirometrie) durchgeführt hatte. „Mein Bruder ist 40 und starker Raucher“, sagt Ankersmit, der das Christian-Doppler-Labor für Diagnose und Regeneration von Herz- und Thoraxerkrankungen an der MedUni Wien leitet. „Dass die Lungenfunktion normal ist, heißt aber nicht, dass alles in Ordnung ist.“

Ankersmit machte mit Eva Höltl,Leiterin des Erste Bank Gesundheits-Zentrums, eine Studie mit 120 Rauchern. „92 waren zu einer Computertomografie (Schichtbildröntgen) der Lunge bereit – alle hatten eine normale Lungenfunktion. Das Erschreckende: Bei 56 Prozent zeigten sich krankhafte Veränderungen in der Lunge.“ 23 Patienten hatten ein Emphysem, bei dem es zur Zerstörung von Lungenbläschen kommt. „Trotzdem waren nur sechs bereit, mit dem Rauchen aufzuhören.“

Ein Vorsorge-CT für jeden Raucher sei aber zu teuer – Ankersmit forscht deshalb an einem Bluttest: Die erhöhte Konzentration eines bestimmten Proteins im Blut soll frühzeitig – deutlich vor Auffälligkeiten in der Lungenfunktion – anzeigen, ob jemand an COPD erkrankt ist.

In einer kleinen Studie an der MedUni Wien hatte dieser Biomarker eine Trefferquote von 70 bis 80 Prozent. Jetzt soll das Ergebnis in einer Studie mit 3000 Teilnehmern überprüft werden. Ankersmit vertritt die Hypothese, dass bei COPD das Immunsystem das Lungengewebe angreift (Autoimmunerkrankung) : „Die Lunge ist voll von Fresszellen. Wenn Rauch in die Lunge kommt, lösen sie sich auf und zerstören das Lungengewebe.“

LOT Austria Österr. Selbsthilfegruppe für COPD, Lungenfibrose und Langzeit-Sauerstoff-Therapie
Obmann: Wilhelm Lippert
www.selbsthilfe-lot.at
office(at)selbsthilfe-lot.at
Telefon: 02252 / 63 880

Österr. Lungenunion Selbsthilfegruppe für Atemwegs- und Lungenerkrankungen
Sprecher: Otto Spranger
www.lungenunion.at
office(at)lungenunion.at
Telefon: 01 / 330 42 86

Kommentare