Was die Wissenschaft über den Herbst weiß

Was die Wissenschaft über den Herbst weiß
Jetzt wird es bunt: Am Samstag beginnt der astronomische Herbst. Tag und Nacht sind gleich lang. In der Natur tut sich viel.

Was so ein Winkel bewirken kann. 23°30' beträgt er und sorgt dafür, dass es jetzt immer kühler wird. Wegen dieser Schieflage der Erde schwanken die Temperaturen und die Beleuchtungsverhältnisse im Laufe eines Jahres beträchtlich. Jahreszeiten sind tatsächlich eine Frage des geografischen Breitengrades: Nur ein schmaler Streifen in der gemäßigten Klimazone (siehe Grafik unten) auf der Nordhalbkugel darf sich in diesen Wochen und Monaten über die herbstliche Farbenexplosion freuen.

Was die Wissenschaft über den Herbst weiß

Drei Herbste

„Phänologische Jahreszeiten“ nennt es der Meteorologe. Anders als der meteorologische (1. September) und der astronomische Herbstbeginn (22./23. September) hat der phänologische kein fixes Datum. Weil aber die Herbstzeitlosen im Garten der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) in der ersten Septemberwoche begonnen haben zu blühen, ist der Klimatologe Helfried Scheifinger sicher, dass es bald losgeht: „Sie ist das erste Zeichen fürs Herbsteln.“

Zeigerpflanzen sagt der Fachmann dazu und zählt für den Frühherbst neben der blühenden Herbstzeitlose die einsetzende Reife von Schwarzem Holunder und Haselnuss auf. „Geerntet werden auch Birnen und Zwetschgen; die ersten Kastanien nicht zu vergessen.“

Wer meint, es gebe nur einen Herbst, irrt gewaltig. Die Phänologie (beschäftigt sich mit dem jahreszeitlich bedingten saisonalen Zyklus von Pflanzen und Tieren) kennt neben dem bereits angesprochenen Frühherbst auch den Vollherbst: Quitte und Walnuss sind reif, das Laub von Rosskastanie, Rotbuche, Eiche und Esche verfärbt sich.

Was die Wissenschaft über den Herbst weiß

Scheifinger: „Die Laubverfärbung beginnt in Österreich frühestens ab Mitte September, im langjährigen Schnitt etwa gegen Ende September bei der Rosskastanie, etwas später bei der Rotbuche und der Birke und den meisten weiteren Baumarten in der ersten Oktoberhälfte.“ Sobald die Wildbäume ihr Laub abwerfen, ist dann der Spätherbst da.

Ganz genau kann man es aber nicht sagen: Überall auf der Welt mehren sich die Anzeichen, dass sich die Jahreszeiten dramatisch verschieben (siehe Grafik unten).

Was die Wissenschaft über den Herbst weiß

Kälteperioden und Hitzewellen folgen fast nahtlos aufeinander, Übergänge gibt es kaum noch.  Im Vorjahr  hat die internationale Hilfsorganisation Oxfam weltweit Tausende  Landwirte nach ihren Erfahrungen mit dem Klimawandel befragt. Viele beklagten nicht wie erwartet die höheren Temperaturen, sondern den Rückgang der Jahreszeiten. Fazit der Studie: Gemäßigte Übergangsperioden wie Frühling und Herbst verkümmern; das variantenreiche Muster von bis zu sechs Jahreszeiten weicht dem simplen Schema „trocken oder nass“, „heiß oder noch heißer“.
In Deutschland wird die Veränderung der phänologischen Jahreszeit mittlerweile genau beobachtet: Ehrenamtliche Mitarbeiter des Deutschen Wetterdienstes überwachen seit 1951, wie sich bestimmte Pflanzen im Laufe des Jahres entwickeln. Wenn zum Beispiel an einem bestimmten Ort die Haselnuss zu blühen beginnt, meldet dies der Beobachter. Allein in Bayern gibt es etwa 250 solcher phänologischer Beobachtungsstationen.
Und so viel wissen die deutschen Forscher bereits: Die Fruchtreife des Schwarzen Holunders – eines der Zeichen, dass der Herbst beginnt – stellt sich  im Schnitt 18 Tage früher als vor fünfzig Jahren ein. Insgesamt dauert der Herbst  heute 47 Tage – neun mehr als noch 1981. Herrn von Goethe würd’s freuen, meinte er doch: „Der Herbst ist immer unsere beste Zeit.“

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