Warum Schuheinlagen nicht immer sinnvoll sind

Gesunde Füße lugen unter einer Bettdecke hervor
Ein Facharzt erklärt, wann es orthopädische und podologische Einlagen braucht und warum ihr Nutzen bei Kindern oft fraglich ist.

Welcher Schuh passt, hängt nicht nur davon ab, ob er gefällt. Denn jeder zweite Österreicher leidet unter einer Fußfehlstellung – das heißt, Teile des Fußes sind so deformiert, dass der Fuß falsch belastet wird. Orthopädische Einlagen für die Schuhe sollen das korrigieren. Aber nicht immer sind sie notwendig. 

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"Vor allem bei Kindern haben wir eine viel zu hohe Versorgung mit Einlagen. Viele bräuchten gar keine, vonseiten der Eltern besteht aber oft der Wunsch, dass ihre Kinder welche bekommen", sagt Univ.-Prof. Hans-Jörg Trnka, Facharzt für Orthopädie & orthopädische Chirurgie im Fusszentrum Wien.

Der Experte erklärt im Artikel, wie sinnvoll Einlagen sind bei:

  • Plattfuß
  • Senkfuß
  • Hohlfuß
  • Knickfuß

Wann Einlagen bei Plattfuß sinnvoll sind

Angespornt vom Bekanntenkreis gehen viele Eltern davon aus, dass auch ihre Kinder eine Korrektur brauchen. Tatsächlich hätten Einlagen aber oft keine Wirkung, da Kinder sie zu wenig tragen. 

"Mit Schuheinlagen ist es wie mit Tabletten: Eine zu geringe Dosis hat keine Wirkung. Wenn man Einlagen braucht, sollten sie immer getragen werden, wenn die Füße belastet sind", sagt Trnka.

  • Haben Kinder keine Beschwerden, sind Einlagen zudem nur selten notwendig. Plattfüße sind im Kindesalter normal, da sich die Muskulatur und das Fußgewölbe erst ausbilden. 
  • Anders bei Erwachsenen: Auch ohne Beschwerden kann der Plattfuß zu Abnützungserscheinungen an den Sprunggelenken führen.
Foto Univ.-Prof. Hans-Jörg Trnka, Experte für Schuheinlagen
Hans-Jörg Trnka, Leiter der Fußchirurgie Speising

Warum Einlagen bei Senk-, Platt-, Hohl- und Knickfüßen sinnvoll sind

Hinzu kommt das sogenannte Überpronieren – ein nach innen Abknicken des Fußes. Trnka: "Diese schiefe Belastung kann im schlimmsten Fall zu einer aufsteigenden Belastungskette führen. Es kann zu X-Beinen und Problemen des Knies, der Hüfte bis hinauf zur Wirbelsäule kommen." 

Einlagen sind laut dem Fußchirurgen bei Erwachsenen bei Senk-, Platt-, Hohl- und Knickfüßen sinnvoll und zwar auch dann, wenn keine Schmerzen auftreten. Allerdings verändern sie die Fehlstellung nicht – sie dienen vielmehr dazu, den Fuß zu stützen und Folgebeschwerden zu verhindern.

Der Vorteil von podologischen Einlagen

Trägt man keine Schuheinlage, etwa im Sommer bei offenen Schuhen, wird der Fuß je nach Fehlstellung wieder falsch belastet. Trnka empfiehlt podologische Einlagen, die bestimmte Muskelgruppen durch Punkte an der Fußsohle stimulieren. Diese sind allerdings teurer als klassische Einlagen (siehe unten).

Der Nachteil von podologischen Einlagen

Ein Nachteil von Einlagen ist, dass sie im Frühstadium von Fehlstellungen die ohnehin geschwächte Muskulatur im Fußgewölbe verringern – sie übernehmen die stützende Funktion, die Muskeln gehen zurück. "Verbesserungen erreicht man nur durch begleitende Physiotherapie und regelmäßige Übungen wie Zehengymnastik. Bei manchen hilft nur eine Operation", sagt Trnka. 

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Beim sogenannten Hallux valgus (Hammerzehe), der durch das Tragen von hohen Schuhen sowie durch Übergewicht begünstigt wird, hätten Studien etwa gezeigt, dass Einlagen keinen Effekt hätten.

Ursache der Fehlstellungen von Füßen

Als Ursache von Fehlstellungen gilt meist schlechtes Schuhwerk, das dem Fuß zu wenig Halt gibt. Wie zeichnet sich ein guter Schuh aus? 

  • Ein guter Schuh ist hinten stabil, die Ferse muss gut drinnen stehen und darf nicht wegkippen. 
  • Der Innenschuh sollte leicht gebogen sein, sodass der Fuß darauf rasten kann. 

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Besonders gut für die Füße ist übrigens, sie gelegentlich aus den Schuhen zu lassen. Barfuß auf natürlichen Böden wie Wiesen und Kies werden die Fußmuskeln trainiert.

Was podologische und orthopädische Einlagen unterscheidet

  • Orthopädische Einlagen gelten als Heilbehelfe und werden nach Verschreibung durch Orthopäden von den Krankenkassen meist mit Kostenbeteiligung einmal pro Jahr übernommen. Im Jahr 2013 wurden z.B. von der Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK) rund 120.000 Mal Einlagen ausgegeben. Gefertigt werden sie von Bandagisten über einen Abdruck oder ein Gipsmodell.
  • Podologische Einlagen sind aufwendiger und werden mithilfe einer bis zu einstündigen Untersuchung inklusive Ganganalyse von eigens ausgebildeten Physiotherapeuten und Ärzten angepasst. Sie stimulieren nervale Verbindungen und ersetzen im Schuh das Fußbett.

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