Warum Gesundheits-Apps gefährlich sein können

Nutzen und Risiken von Gesundheitsapps auf dem Mobiltelefon
Deutsche Studie: Orientierungshilfe zur Vertrauenswürdigkeit fehlt.

Eine Studie im Auftrag der deutschen Regierung warnt nach Berichten von Spiegel online und Der Spiegel vor "möglichen Gefahren" von Gesundheits-Apps. "Qualitativ hochwertige Gesundheits-Apps, die valide Informationen bieten sowie ihre Zweckbestimmung verlässlich und sicher erfüllen, sind eher die Ausnahme als die Regel", heißt es in der Analyse von Forschern der Medizinischen Hochschule Hannover und des Peter L. Reichertz Instituts für Medizinische Informatik.

Neue Anwendungen könnten die Nutzer "verwirren, fehlinformieren oder in falscher Sicherheit wiegen". Derzeit gebe es keine "valide Orientierungshilfe" zur Vertrauenswürdigkeit von Apps.

Konsequenzen gefordert

Der deutsche Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe - sein Ministerium hat die Studie mitfinanziert - fordert jetzt Konsequenzen. "Ich erwarte, dass die App-Hersteller ihrer Verantwortung nachkommen und Selbstverpflichtungen zu Qualität und Datenschutz eingehen", so der CDU-Experte im Spiegel-Interview. "Wir brauchen sichere europäische Standards."

Apps und mobile Anwendungen könnten durchaus viele Vorteile bringen, so die Studie. So gibt es auch in Österreich bereits erfolgreich umgesetzte Pilotprojekte, bei den Gesundheitswerte der Patienten mit Hilfe solcher kleiner Programme für das Mobiltelefon regelmäßig an die behandelnden Ärzte übermittelt werden - werden Grenzwerte unter- oder überschritten, schlägt das System Alarm.

Mit dem Nutzen befassen

Der Gesundheitsökonom Ernest Pichlbauer ruft die Verantwortlichen im System dazu auf, sich mehr mit dem Nutzen solcher Apps zu befassen. „Wenn man das unkontrollierten Wegen überlässt, wird sich das langfristig rächen“, ist er überzeugt. Er sieht in der riesigen Datenmenge, die dadurch gewonnen werden können, ein Potenzial. Der Staat müsse aber Rahmenbedingungen festlegen, um zu gewährleisten, dass die Apps wissenschaftlich fundierte Risikobewertungen einbeziehen. Doch davon ist derzeit auch deswegen noch wenig zu merken, weil sich die medizinischen Eliten davor fürchten – der Patient könnte mündiger und in seinem Urteil unabhängiger werden.

Wobei man die Ärzte eben nach wie vor benötigt. Denn von Diagnose-Apps hält der Gesundheitsökonom wenig. Diese seien zu eindimensional und würden „schädliche Aspekte scheinassoziieren“. Andere Apps hingegen seien durchaus sinnvoll, etwa wenn sie beim Dokumentieren helfen. Die durch die Datenflut gewonnenen Informationen werde die Medizin und die Forschung aber revolutionieren, ist Pichlbauer überzeugt.

Als Beispiel nennt er eine schwedische Studie, die gezeigt hat, dass Sonne doch nicht so schädlich ist – sie sogar z.B. vor Herzinfarkten schützen kann: „30.000 Probanden nahmen an der Studie teil, die rund 30 Jahre gedauert hat. Mit den heutigen Möglichkeiten hätte man diese Erkenntnis viel schneller gewinnen können. Hätten via App drei Millionen Menschen mitgemacht, so hätte man die Rückschlüsse weitaus schneller ziehen können“, sagt Pichlbauer.

Häufig genutzte Gesundheitspps

Weltweit gibt es bereits zehntausende Apps zum Thema Gesundheit. Sie erinnern an Vorsorge-Termine oder an die Medikamenteneinnahme, liefern wichtige Informationen über die aktuelle Pollensituation oder speichern sportliche Fortschritte.Hier eine Auswahl einiger der am häufigsten genutzen Apps.

Meine Medizin Diese kostenlose und von der Ärztekammer unterstützte App speichert, wann welches Medikament in welcher Dosierung eingenommen wurde und erinnert auch zeitgerecht an die nächste Einnahme. Außerdem können sämtliche Arzneien und Nahrungsergänzungsmittel fotografiert und im Bedarfsfall per eMail an den behandelnden Arzt verschickt werden. Ein Ärztefinder hilft dabei, Ärzte in der Umgebung zu finden.

ImpfManager Mit dieser Gratis-App hat die lästige Impfpass-Suche und die Frage nach der letzten Tetanus-Impfung ein Ende. Bisherige Impfungen können für die ganze Familie eingetragen werden und die App erinnert rechtzeitig an empfohlene und anstehende Impfungen. Außerdem gibt es Infos zu den einzelnen Impfungen sowie zu Reiseimpfungen.Pollenwarndienst Ein Muss für Allergiker – diese Gratis-App vom Pollenwarndienst in Zusammenarbeit mit der ZAMG (Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik) zeigt eine Vorschau über die Pollenbelastung für drei Tage in der Region, in der man sich befindet. Bevorzugte Orte können außerdem als Favoriten gespeichert werden. Zudem gibt es ein Pollenlexikon mit Informationen zu den zwölf wichtigsten Pollen und Sporen. Ein persönliches Pollentagebuch ermöglicht dem Nutzer, die gemessene Pollenbelastung seinen Beschwerden gegenüberzustellen.

Runtastic Eine weltweite Erfolgsgeschichte legte diese von Österreichern entwickelte Fitness-App hin. Sie zeichnet auf, welche Strecke man in welcher Geschwindigkeit gelaufen (oder geradelt, gewalkt etc.) ist. Auch die Höhenmeter werden angezeigt. Zudem gibt es Live-Statistiken während der Aktivität, ein Trainingstagebuch und Sprach-Feedback. Diverse Zusatzfunktionen ermöglichen Pulsmessung oder Challenges gegen eigene Bestzeiten oder die von Freunden.

mySugr Die App umfasst ein Online-Schulungsprogramm von Diabetikern für Diabetiker, das das informiert und motiviert. Es wurde von Diabetikern, Medizinern und Ernährungsberatern entwickelt und gibt Antworten auf wichtige Fragen zur Ernährung und Therapie.

Warum Gesundheits-Apps gefährlich sein können
Smartphone with apps

Period TrackerMühevolles Tagezählen hat mit diesem Menstruationskalender ein Ende. Hier können Anfang und Ende sowie die Intensität der Periode oder eventuelle Beschwerden eingetragen werden. Über den Durchschnitt der letzten drei Zyklen wird das Start-Datum der nächsten Periode vorausgesagt.

Meine Schwangerschaft heute Diese kostenlose App informiert regelmäßig darüber, wie sich der Körper verändert, was die werdende Mutter demnächst erwartet, und gibt Tipps, um Beschwerden zu lindern. Außerdem sieht man mithilfe von Bildern, wie sich das Baby entwickelt. Eine Checkliste erinnert an anstehende Entscheidungen und Termine.

Rauchfrei Das Smartphone kann auch dabei helfen, mit dem Rauchen aufzuhören. Wenn man seinen durchschnittlichen Zigarettenverbrauch pro Tag, die Kosten und den Teergehalt der Zigaretten eingibt, zeigt diese Gratis-App beim Aufhören an, wie viele Zigaretten man sich erspart und wie viel Geld man damit gespart hat. Der Ex-Raucher erfährt, wie viel Kondensat (Teer) er seinem Körper in dieser Zeit zugeführt hätte. Motivationssätze, die erklären, wie sehr sich der Körper gerade regeneriert, spornen an, die Finger von der Zigarette zu lassen.

KrebsHILFE Eine Initiative rund um die Krebshilfe. Die App soll neben Infos über Erkrankung und Therapie auch praktische Tipps bieten. Die Patienten können in einem persönlichen Bereich, der sich mit einem Passwort schützen lässt, ihren Krankheitsverlauf aufzeichnen, Notizen machen, Termine eintragen oder Tagebuch führen.Die App soll neben Infos über Erkrankung und Therapie auch praktische Tipps bieten. Die Patienten können in einem persönlichen Bereich, der sich mit einem Passwort schützen lässt, ihren Krankheitsverlauf aufzeichnen, Notizen machen, Termine eintragen oder Tagebuch führen. - derstandard.at/1389857735111/Neue-App-soll-ueber-Krebs-aufklaerenDie App soll neben Infos über Erkrankung und Therapie auch praktische Tipps bieten. Die Patienten können in einem persönlichen Bereich, der sich mit einem Passwort schützen lässt, ihren Krankheitsverlauf aufzeichnen, Notizen machen, Termine eintragen oder Tagebuch führen. - derstandard.at/1389857735111/Neue-App-soll-ueber-Krebs-aufklaerenDie App soll neben Infos über Erkrankung und Therapie auch praktische Tipps bieten. Die Patienten können in einem persönlichen Bereich, der sich mit einem Passwort schützen lässt, ihren Krankheitsverlauf aufzeichnen, Notizen machen, Termine eintragen oder Tagebuch führen. - derstandard.at/1389857735111/Neue-App-soll-ueber-Krebs-aufklaeren

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