Neues Antibiotikum entdeckt

Der Wirkstoff gilt als Erfolg im Kampf gegen multi-resistente Erreger.

Die Suche nach neuen Antibiotika ist wie die sprichwörtliche Suche nach der Nadel im Heuhaufen: In den vergangenen 30 Jahren wurden nur drei Substanzen mit neuem Wirkmechanismus zugelassen. Umso erfreulicher scheint, dass Forscher aus den USA, Großbritannien und Deutschland nun ein neuartiges Antibiotikum gefunden haben.

Auf solche Entdeckungen ist die Medizin angewiesen, wie Studienautorin Tanja Schneider erklärt: "Wir könnten in eine Vor-Antibiotika-Ära zurückfallen, in der ohne neue Wirkstoffe bakterielle Infektionen nicht behandelbar sind. Die Resistenzen entwickeln sich deutlich schneller, als neue Antibiotika auf den Markt kommen."

"Teixobactin", wie die Wissenschaftler die Substanz in ihrem Artikel in der renommierten Zeitschrift Nature bezeichnen, wirkt ersten Tests zufolge gegen ein breites Spektrum von Krankheitserregern. Vor allem sei die Substanz gegen das resistente Bakterium Staphylococcus aureus wirksam, zu dem auch der als Krankenhauskeim bekannt gewordene MRSA (Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus) gehört. Das teilte die an der Untersuchung beteiligte Uniklinik Bonn mit. Das neue Antibiotikum soll Abhilfe verschaffen.

Gegen resistente Keime

Die Substanz stammt aus dem Erdreich. Dass diese gegen MRSA wirke, sei ein Erfolg, so die Autoren, da der Keim mittlerweile gegen große Gruppen von Antibiotika resistent ist. Pro Jahr sterben Schätzungen zufolge rund 25.000 Menschen weltweit an einer MRSA-Infektion.

Sie kann symptomlos verlaufen, aber auch Hautentzündungen bis hin zu lebensgefährlichen Lungenentzündungen verursachen. Laut dem österreichischen Resistenzbericht AURES lag die MRSA-Rate im Jahr 2013 bei 9,1 Prozent – das bedeutet, rund jeder zehnte infizierte Patient hatte einen resistenten Keim im Blut.

"In Österreich und Europa sind MRSA derzeit sehr selten. Das ist aber regional unterschiedlich. Das neue Antibiotikum ist deshalb interessant. Insbesondere, wie der Wirkstoff gewonnen wurde", sagt Univ.-Prof. Heinz Burgmann, Infektiologe am AKH Wien.

Neues Verfahren

Die Forschergruppe der Northeastern University Boston isolierte das Bakterium mit einem speziellen Kultivierungsverfahren namens iChip. Die Methode ermöglicht, die Zellen der Mikroben zu analysieren, ohne sie aus ihrem natürlichen Umfeld zu entreißen. Auf diese Weise untersuchten die Wissenschaftler rund 10.000 Bakterienstämme.

Das besondere an Teixobactin: Es hemmt den Aufbau der Bakterienwand an mehreren Angriffspunkten – das Bakterium löst sich auf und stirbt. Auch andere Antibiotika, etwa Vancomycin, verhindern den Aufbau der Bakterienwand, allerdings meist an einem Angriffspunkt, nicht an mehreren. Burgmann: "Es gibt aber noch viele Fragezeichen zu Teixobactin. Etwa, ob das Antibiotikum für den Menschen überhaupt geeignet ist, sowie ob und wie man es in großen Mengen herstellen kann."

Mehr Tests notwendig

Erste Versuche mit Mäusen verliefen vielversprechend. Die Verträglichkeit und Wirksamkeit der Substanz für den Menschen müsse noch getestet werden. Dies könne laut Burgmann mehrere Jahre dauern. Auch, wenn Zulassungsverfahren in Europa und den USA aufgrund zunehmender Resistenzen in den vergangenen Jahren beschleunigt wurden.

Für die Annahme, dass gegen Teixobactin tatsächlich keine Resistenzen bestehen, ist es für Burgmann zu früh. "Die Art und Weise, wie die Substanz entdeckt wurde, ist tatsächlich neu. Die Entwicklung des Antibiotikums für den Einsatz bei Patienten steht aber noch am Anfang", meint Burgmann, der auch selbst an der Entwicklung neuer Substanzen forscht.

Der Infektiologe sieht ein größeres Problem im Bereich der sogenannten gram-negativen Bakterien, zu denen etwa E. Coli zählen. "Bei dieser Bakterienart haben wir in der Entwicklung ein großes Loch. In Österreich sind z. B. schon 20 Prozent der E.-coli-Stämme gegen früher wirksame Antibiotika resistent."

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