Vergleich: Tiroler sind sieben Jahre länger gesund

Vergleich: Tiroler sind sieben Jahre länger gesund
Tiroler sind länger gesund als Wiener – eine Studie hat erstmals analysiert, woran das liegt.

Eine Frau in Tirol kann damit rechnen, sieben Jahre länger gesund zu leben als eine Frau im Burgenland. Der Frage, warum das so ist, sind die Ökonominnen Maria Hofmarcher-Holzhacker und Zuzana Molnarova nachgegangen. Ihre von Philips Austria in Auftrag gegebene Studie bietet erstmals Daten zu Gesundheitszustand, Kosten und Ergebnissen der Gesundheitsvorsorge in den einzelnen Bundesländern.

Ausgaben pro Kopf

„Einen der auffälligsten Unterschiede zeigt die gesunde Lebenserwartung und ihr Zusammenhang mit den Pro-Kopf-Ausgaben für Gesundheit“, erklärte Hofmarcher-Holzhacker bei den Gesundheitsgesprächen des Europäischen Forum Alpbach, wo die Studie erstmals präsentiert wurde. Während Oberösterreich, Tirol, Salzburg und die Steiermark unter dem Durchschnitt von 4002 Euro pro Kopf liegen, sind Wien, Vorarlberg und Niederösterreich deutlich darüber. Die Unterschiede in den Ausgaben stehen vermutlich im Zusammenhang mit dem Gesundheitszustand, denn: „Menschen in Tirol und Salzburg können erwarten, dass sie über 70 Jahre in guter Gesundheit leben können, jene in Wien und im Burgenland nur 65 Jahre.“

Diese Ergebnisse bedürfen aber noch sorgfältiger Interpretation. Denn Niederösterreich und Oberösterreich haben bei der Lebenserwartung einen fast identischen Wert – die Kosten sind in Oberösterreich aber wesentlich niedriger. Gleichzeitig sind die Kosten in Salzburg vergleichbar mit jenen in Kärnten – in Salzburg werden aber deutlich mehr Lebensjahre in Gesundheit verbracht.

Das liegt unter anderem auch an sozialen Komponenten und dem Lebensstil. Wo viel geraucht wird etwa, ist Lungenkrebs am häufigsten – das ist in Wien und in Vorarlberg der Fall. Negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben auch Lebensstilfaktoren wie Fettleibigkeit und Übergewicht: „Das zeigt sich besonders im Burgenland und in Niederösterreich, wo der Wert der übergewichtigen Personen höher ist als im Rest von Österreich. Hier berichten die Menschen von weniger körperlicher Aktivität und weniger gesunder Ernährung“, sagte Hofmarcher-Holzhacker.

Wie sehr Gesundheit sozial bedingt ist, zeigt sich auch, wenn man die gesunden Lebensjahre den Arbeitslosenraten in den einzelnen Bundesländern gegenüberstellt. Im Jahr 2016 betrug die Arbeitslosenrate in Wien 11,3 Prozent, in Tirol hingegen nur 3,5 Prozent – im Westen haben die Menschen die längste Lebenserwartung.

Vergleich: Tiroler sind sieben Jahre länger gesund

Mängel in Versorgung

Menschen mit geringerem Einkommen berichten außerdem von mehr Schwierigkeiten bei der Gesundheitsversorgung. Vor allem bei den zahnärztlichen Untersuchungen: „Die Daten zeigen, dass besonders der Zahnstatus von Kindern soziale Aufmerksamkeit benötigen würde.“ In der Bundeshauptstadt ist demnach nicht einmal die Hälfte aller Sechsjährigen kariesfrei. Gleichzeitig haben Wiener im Vergleich zu anderen Österreichern seltener das Gefühl, vom Staat gut unterstützt zu werden.

Auch der Zugang zu Gesundheitsleistungen wurde im Rahmen der Studie ausgewertet. „Die Kapazitäten sind im europäischen Vergleich sehr hoch. Auch die Zugangshürde ist insgesamt gering. Dennoch gibt es Verbesserungsbedarf, wie uns die Wartezeiten zeigen“, führte Hofmarcher-Holzhacker aus.

Am kürzesten wartet man in Kärnten für eine geplante Aufnahme im Krankenhaus (18 Tage), am längsten in Wien (27 Tage). Letzteres hängt laut Studienautorinnen auch mit dem Nachfragedruck aus anderen Bundesländern zusammen.

Letztendlich kommen sie zu dem Schluss, dass besonders die Politik gefordert ist, gemeinsam und koordiniert zu arbeiten, um die künftigen Herausforderungen im Gesundheitswesen zu meistern. Die Ökonominnen fassten abschließend zusammen: „Das Gesundheitssystem ist komplex und zum Teil zu intransparent. Alleine die Datenerhebung kostete uns fast drei Monate. Einerseits, weil viele Datensätze so zerstückelt sind. Andererseits auch, weil es Institutionen gibt, die ihre Daten nicht der Forschung zur Verfügung stellen wollen.“

Es sind Gründe, warum es bis heute kaum möglich war, regionale Gesundheitssysteme zu vergleichen. Dies soll sich nun ändern.

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