Umweltforscher: Erster Weltkrieg half Erdöl zum Durchbruch

Umweltforscher: Erster Weltkrieg half Erdöl zum Durchbruch
Erdöl machte Einsatz von Panzern, U-Booten und Kampfflugzeugen möglich und veränderte die Kriegsführung.

Mit Dampfrössern, Kohlefregatten, Mulis und Pferden zogen Soldaten in den Ersten Weltkrieg, doch bald folgten Panzer, Flieger und U-Boote. Eine Energiewende hin zum Erdöl machte diese moderne Kriegsführung möglich, erklären Umwelthistoriker in einem neuen Buch über die Umweltgeschichte des Ersten Weltkriegs. Dass Österreich und Deutschland kaum welches hatten, trug zu ihrer Unterlegenheit bei.

Der Erste Weltkrieg war der entscheidende Moment, in dem Erdöl die Energiequelle "par excellence" für das gesamte 20. Jahrhundert wurde, schrieb Dan Tamir von der Universität Zürich in dem von Martin Schmid vom Zentrum für Umweltgeschichte der Universität für Bodenkultur Wien mitherausgegebenen Buch "Environmental Histories of the First World War", das bei Cambridge University Press erschienen ist. Energie war damit auf einmal in viel größerer Menge in viel handlicherem Format verfügbar, meint er.

Weniger Aufwand als Kohle

Man kann Erdöl durch Bohrungen mit weniger Aufwand und rascher aus dem Untergrund holen, als Kohle aus den Minen, erklärte der Forscher. Dazu brauchte es auch weniger Arbeiter, und die frei gewordenen Männer schickte man statt in die Gruben in die Schützengräben. Erdöl ist auch besser transportierbar und hat einen höheren Energiewert als Koks. Erdöl-betriebene Kriegsschiffe verfügen über eine größere Reichweite als Dampffregatten, sie sind schneller, und man braucht keine Heizer, die mühsam Kohle in die Kessel schaufeln.

Die Mittelmächte rund um Deutschland und Österreich-Ungarn kamen nur bedingt in den Genuss dieser Vorteile, denn sie hatten nur sehr wenig von dem flüssigen, schwarzen Gold. Ihre Panzer und U-Boote standen teils aus Treibstoffmangel still. Schließlich gaben sie es auf, neue zu bauen, weil sie kein Öl mehr gehabt hätten, um sie anzutreiben. Der Entente von England, Frankreich und Russland hingegen stand Erdöl spätestens seit dem Kriegseintritt der USA im April 1917 fast unbegrenzt zur Verfügung.

Der Krieg dauerte länger

Der Erdöl-Boom hatte aber nur einen marginalen Einfluss auf den Ausgang der Kämpfe, meint Tamir. Nichtsdestotrotz machte er eine "modernere Art der Kriegsführung" möglich und verlängerte den Ersten Weltkrieg.

Als die Veteranen nach Kriegsende wieder nach Hause kamen, sahen sie schließlich, dass Erdöl einen immer größeren Einfluss auf ihr alltägliches Leben hatte: "Die Muskeln der Menschen und Tiere wurden durch Motoren ersetzt", schrieb der Wissenschafter. Im Zweiten Weltkrieg war Erdöl schließlich die einzig wichtige Energiequelle.

Heutzutage wird so mancher Konflikt sogar hauptsächlich wegen des "flüssigen schwarzen Goldes" ausgetragen, so Tamir: "100 Jahre später zieht das Öl kleine ebenso wie große Mächte in den Krieg."

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