Umstritten: Sind Österreicher so sportlich, wie sie sagen?

Umstritten: Sind Österreicher so sportlich, wie sie sagen?
Laut einer neuen WHO-Studie sollen nur 30 Prozent Bewegungsmuffel sein. Aber Experten gehen von höheren Werten aus.

Eigentlich wäre das Ergebnis für Österreich nicht so schlecht: Zwar machen laut Studie der Weltgesundheitsorganisation 30 Prozent der Erwachsenen nicht ausreichend Bewegung. Aber immerhin würden damit doch mehr als zwei Drittel zumindest die untere Grenze der Bewegungsempfehlungen erreichen (siehe Grafik). Doch die Aussagekraft der Studie zweifeln Experten an.

„Die Länderdaten beruhen auf der Auswertung von Fragebögen. Daten von Fitnessarmbändern oder Schrittzählern wurden nicht verwendet“, sagt Sportwissenschafter Christian Lackinger von der Sportunion Österreich. „Aber bei Fragebögen neigt man sehr dazu, zu hohe Werte anzugeben.“

Umstritten: Sind Österreicher so sportlich, wie sie sagen?

Umfrage in Betrieben

Die Sportunion hat in einem großen Betrieb mit hoher Akademiker-Rate über eine Woche hindurch das gesamte Bewegungsverhalten ermittelt: 76 Prozent erreichten nicht die Mindestempfehlungen für das Bewegungsausmaß. Eine andere große Studie kam vor einigen Jahren auf einen ähnlich hohen Wert.

„Einerseits habe ich den Eindruck, dass es heute – im Vergleich zu vor 20 Jahren – mehr Menschen gibt, die Sport betreiben“, sagt Lackinger. „Aber das betrifft trotzdem nur einen kleinen Teil der Bevölkerung. An die 80 Prozent kommen aus meiner Sicht nicht annähernd auf das empfohlene Ausmaß.“

Kein Allheilmittel

Für eine Steigerung gebe es kein Allheilmittel, betont Lackinger: „Mehr Bewegungsprogramme durch Sportvereine spielen da ebenso eine Rolle wie Aktivitäten in Firmen, etwa Lauftreffs, die einen Schneeballeffekt auslösen können.“

In Deutschland machen laut der neuen Studie 42,2 Prozent der Bevölkerung zu wenig Bewegung. Generell ist in industrialisierten Ländern mit hohen Einkommen der Anteil der Bewegungsmuffel mehr als doppelt so hoch wie in Ländern mit niedrigen Einkommen – und nahm zwischen 2001 und 2016 sogar noch um fünf Prozent zu. Den höchsten Anteil körperlich inaktiver Menschen gibt es in Kuwait (67 Prozent), den geringsten in Uganda (5,5 Prozent).

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