Übergewichtige Jugendliche: Wie stark ihre Zahl tatsächlich zunimmt

Buben sind häufiger dick als Mädchen
Neue Studie: In Österreich steigt zwar die Zahl der übergewichtigen Jugendlichen. Doch die Steigerung ist "moderat".

Österreichs Kinder werden immer dicker. Eine Meldung, die man oft hört. Doch stimmt sie überhaupt? Fix ist: Österreich liegt in Sachen Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen mit nur geringen Steigerungsraten im mitteleuropäischen Trend. Dies geht aus einer veröffentlichen weltweiten Studie hervor, welche die Entwicklung von Über- und Untergewicht bei Kindern und Jugendlichen zwischen fünf und 19 Jahren in den vergangenen 40 Jahren erhob. An der Studie waren auch Tiroler Forscher beteiligt.

Stetige, mäßige Steigerung

"Österreich liegt im weltweiten Vergleich des durchschnittlichen Body-Mass-Index (BMI) im mitteleuropäischen Trend, der in den vergangenen 40 Jahren eine stetige, aber mäßige Steigerung des Gewichts bei Kindern zwischen fünf und 19 ausweist", erklärte Hanno Ulmer, Biostatistiker an der Medizin Uni Innsbruck und Mitautor der weltweiten Studie. So habe der Anteil stark übergewichtiger bzw. adipöser Buben von 1975 mit 2,8 Prozent bis zum Jahr 2016 auf 11,3 Prozent zugenommen, im selben Zeitraum zeige sich beim Anteil übergewichtiger Mädchen eine gegenüber den Buben geringere Steigerungsrate von 1,6 auf 6,1 Prozent. Österreich liegt laut dem Experten damit unter den vergleichbaren Ländern (westliche Industrienationen), bei den Buben im Mittelfeld und bei den Mädchen im vorderen Drittel.

Übergewichtige Jugendliche: Wie stark ihre Zahl tatsächlich zunimmt
SPERRFRIST 11. 10. 2017, 0:30 Uhr Anteil der stark untergewichtigen, übergewichtigen und adipösen Mädchen und Buben, 1975 und 2016 - Säulengrafik Grafik 1021-17, Format 88 x 60 mm

Die Situation in Deutschland sei beispielsweise im Jahr 2016 mit 11,2 Prozent übergewichtigen Buben und 6,9 Prozent übergewichtigen Mädchen beinahe ident. Die Schweiz stehe mit sieben Prozent übergewichtigen Buben und 4,6 Prozent übergewichtigen Mädchen dagegen deutlich besser da. Dramatisch schlechter ist die Situation in den USA mit 23,3 Prozent übergewichtigen Buben und 19,5 Prozent übergewichtigen Mädchen.

Mangelernährung

Untergewicht durch Mangelernährung ist vor allem in südasiatischen Ländern wie Indien oder einigen afrikanischen Staaten ein großes Problem, geht aus der in "The Lancet" veröffentlichten Studie hervor. In Österreich sind lediglich 2,2 Prozent der Buben und 1,7 Prozent der Mädchen von moderatem bis starkem Untergewicht betroffen, wobei das Thema Untergewicht in den Industrieländern vor dem Hintergrund wachstumsbedingter Gewichtsentwicklung zu sehen sei.

2016 waren weltweit 124 Millionen (1,25 Prozent) Kinder und Jugendliche zwischen fünf und 19 Jahren adipös (stark übergewichtig), 192 Millionen Kinder und Jugendliche waren untergewichtig. Bis 2022 sollen bei Fortsetzung dieses Trends weltweit mehr Kinder und Jugendliche stark übergewichtig als untergewichtig sein.

Die Analyse von insgesamt 2.416 populations-basierten Studien aus 200 Ländern mit Daten von knapp 130 Millionen Teilnehmern ist die größte, je durchgeführte epidemiologische Untersuchung. Die Berechnung des Übergewichts basiert in der Studie auf den Grenzwerten der Weltgesundheitsorganisation ( WHO). Während bei Erwachsenen einheitlich ein Body Mass Index von über 30 kg/Quadratmeter als starkes Übergewicht bzw. Adipositas definiert wird, sind die Grenzwerte bei Kindern je nach Alter und Geschlecht unterschiedlich. So ist beispielsweise laut WHO bei einem zehnjährigen Mädchen starkes Übergewicht ab einem Body Mass Index von 22,7 kg/Quadratmeter (Körperoberfläche) gegeben.

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