Drogen aus dem eigenen Garten

Drogen aus dem eigenen Garten
Junge Konsumenten greifen vermehrt auf Cannabis und synthetische Drogen aus China zurück.

Mehr Kontrollen, mehr Anzeigen: Diese Rechnung geht auf. Zumindest bei der Suchtmittelkriminalität. Der aktuelle Jahresbericht, der in den kommenden Tagen veröffentlicht wird, zeigt einen Anstieg um 8,55 Prozent. In Zahlen bedeutet das: 25.892 Anzeigen im Jahr 2011. „Das ist das Ergebnis zahlreicher Schwerpunktaktionen und einem verstärkten Kontrolldruck auf der Straße einerseits und der engen internationalen Zusammenarbeit andererseits“, sagt Innenministerin Johanna Mikl-Leitner. Und dieser Druck soll weiter wachsen – vor allem um die Problematik bei jungen Konsumenten einzudämmen.
Denn da zeigen sich beunruhigende Auffälligkeiten. „Die Entwicklung ist seit 2006 ständig im Steigen. Waren es damals 325 Anzeigen, hatten wir im Vorjahr bereits 670 Anzeigen“, sagt Silvia Strasser, Sprecherin des Bundeskriminalamtes. Die jungen Erstkonsumenten setzen auf Altbewährtes: Vor allem Cannabis ist weit verbreitet. Aber auch Heroin, Kokain und Ecstasy – wobei Letzteres zurückgeht.

"Cannabis kann in In- und Outdoor-Plantagen leicht produziert werden", erklärt Strasser. Die Pflänzchen werden vor allem für den Eigengebrauch und die Weitergabe im Freundeskreis angebaut. "Die Produktion ist oft professionell. Und die technischen Hilfsmittel sind günstig übers Internet zu bekommen." Im Vorjahr wurden 621 Kilo Marihuana (Cannabiskraut, Anm.) und 75 Kilo Cannabisharz sichergestellt. Als Problem erweist sich auch der Verkauf von Cannabis in Tschechien – vietnamesische Tätergruppen beherrschen den Markt mit Dumping-Preisen.

Drogen per Post

Sorgen bereitet den Ermittlern auch der Drogenhandel auf Internet-Bestellung.
Die synthetischen Drogen werden vor allem in China produziert, im Internet bestellt und mit der Post geliefert. Besonders gefährlich: Die Inhaltsstoffe sind oft unbekannt, die Wirkung oft intensiver als bei den klassischen Drogen. Kriminalisten warnen vor gesundheitsbedrohenden Folgen.
Die meisten Drogenkonsumenten sind zwischen 25 und 40 Jahre alt (41 Prozent). Doch auch die Jüngeren greifen zu verbotenen Substanzen. Die Altersgruppe der 18- bis 21-Jährigen macht 17 Prozent aus, und auch die 14- bis 18-Jährigen greifen bereits zu (3,8 Prozent). Das Einstiegsalter liegt zwischen 14 und 16 Jahren. Konsumiert wird übrigens immer öfter daheim. Hintergrund: Die Kontrollen auf öffentlichen Plätzen sind einfach zu häufig geworden.

Bei den Anzeigen wegen Suchtmitteln liegt Wien ganz klar vorne – hier sind auch die internationalen Täterbanden am besten vernetzt und vertreten. Und auch da setzen die Drogenermittler an. Denn die Herkunfts- und Transitländer stehen vermehrt unter Beobachtung. Speziell am Balkan unterstützen österreichische Ermittler die ansässigen Behörden. Mit Erfolg. Im Jahr 2010 wurden im Zuge der Operation „Dirigent“ 29 Personen in Mazedonien und 69 in Wien wegen Handels mit Heroin festgenommen.

Strategie

Der Kampf gegen die Drogen wird auch in nächster Zeit Schwerpunkt sein. „Um der Suchtmittelkriminalität effektiv und nachhaltig entgegenzutreten, bedarf es einer wirksamen Strategie und einer Vielzahl an Maßnahmen. Diese werden wir in den kommenden Wochen präsentieren“, kündigt Mikl-Leitner an.

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