Studie: Schulpartner geben dem Schulsystem einen "Dreier"

Studie: Schulpartner geben dem Schulsystem einen "Dreier"
Erstsmals wurde ein Bildungsklima-Index erhoben. Einige Bereiche bewerten Schüler und Lehrkräfte höchst unterschiedlich.

Mit einem regelmäßig erhobenen Bildungsklima-Index will die MEGA Bildungsstiftung Daten zu Schulklima, organisatorischen Rahmenbedingungen, Unterrichtsqualität und Arbeitsbedingungen an Schulen verfügbar machen. Bei der am Dienstag vorgestellten ersten Erhebung gab es von rund 1.200 befragten Eltern, Lehrern und Schülern insgesamt ein "Befriedigend" für das Bildungssystem - Fragen wie die Ferienorganisation werden von den einzelnen Gruppen aber sehr unterschiedlich bewertet.

Insgesamt wurden für die Erhebung zwischen Dezember 2020 und Februar 2021 knapp 500 Schüler zwischen zwölf und 19 Jahren aus allen Schultypen, ebenfalls rund 500 Eltern von Kindern zwischen drei und 19 Jahren sowie etwas mehr als 200 Lehrkräfte befragt. Auf einer gewöhnlichen Notenskala von 1 (Sehr gut) bis 5 (Nicht Genügend) beurteilten sie das Bildungssystem mit einem Durchschnittswert von 2,8, also Befriedigend. Die Schüler kamen ebenfalls auf diesen Wert, während die Eltern geringfügig bessere (2,7) und die Lehrkräfte etwas schlechtere (3,0) Noten gaben.

Nicht nur PISA

Ziel des Index sei ein Bild, wie abseits von Leistungserhebungen wie PISA oder Bildungsstandards die Atmosphäre und die Rahmenbedingungen an den Schulen wahrgenommen werden, so Stiftungs-Generalsekretär Andreas Lechner bei einer Pressekonferenz. Die Gesamterhebung soll in zwei Jahren wiederholt werden, dazwischen will man auch Teilerhebungen über einzelne Gebiete machen.

Bei der Erhebung habe es durchaus einige Überraschungen gegeben, meinte die Generalsekretärin der B & C Privatstiftung, Mariella Schurz. So wurde etwa der Umgang mit Schülern nichtdeutscher Muttersprache mit "Gut" bewertet (2,0). "Da dürfte die eigene Wahrnehmung von der veröffentlichten Meinung abweichen." Bedenklich sei dagegen die schlechte Bewertung der Hardware-Ausstattung der Schüler: Hier wurde nur die Note 2,5 vergeben. Generell ortete Schurz in der IT-Ausstattung und den Arbeitsplätzen an den Schulen "Großbaustellen".

Ferien

Interessant seien auch die Daten zur Zufriedenheit mit der Einteilung der Ferien und schulautonomen Tage, meinte Schurz. Insgesamt komme man hier auf ein 1,9 - die beste Note bei der Beurteilung der verschiedenen Items zu Lernumfeld und Schulorganisation. Allerdings sei das vor allem der großen Zufriedenheit der Lehrer damit zu verdanken, während Eltern und Schüler zu deutlich niedrigeren Werten griffen. Auch bei der Einschätzung der Betreuung außerhalb der Unterrichtszeiten sahen die Lehrkräfte die Lage deutlich rosiger.

Die Alarmglocken läuten sollten laut Schurz bei der Beurteilung der Unterrichtsqualität: Zwar bekäme hier die Vermittlung von Allgemeinbildung durchaus gute Noten (z.B. Allgemeinwissen 2,0 bzw. Fremdsprachen 2,2), bei Themen wie Wirtschaft oder Umgang mit Geld (2,6) werde aber zu deutlich schwächeren Bewertungen gegriffen. In fast allen Detailwertungen zur Unterrichtsqualität sind die Pädagogen mit sich zufriedener als die Schüler.

Umgekehrt kämpfen die Pädagogen mit geringer gesellschaftlicher Wertschätzung. Während der Aussage "LehrerInnen/Kindergartenpädagoginnen leisten einen wichtigen Beitrag zur Gesellschaft in Österreich" 85 Prozent der Lehrkräfte voll zustimmen, tun dies nur 53 Prozent der Eltern und 31 Prozent der Schüler.

Ziel müsse es natürlich sein, dass das Bildungssystem mit "Sehr gut“ bewertet wird. Folgende 10 Schritte auf dem Weg dahin schlagen die Experten der MEGA Bildungsstiftung vor:

  1.  Mehr praxis- und projektorientierter Unterricht in allen Schultypen.  Fächerübergreifende Kompetenzen und „21st Century Skills“ fördern.
  2. Vorbereitung auf die Arbeits- und Berufswelt im Unterricht stärken. Experten aus der Praxis einbinden.
  3. Peer-Learning-Programme aufbauen, die standortübergreifende Schulkooperationen und direkten Austausch zwischen Lehrpersonen und unter Schulleitungen fördern.
  4. Initiativen forcieren, die praxisnahe Wirtschafts- und Finanzbildung im Unterricht und Kooperationen mit Vereinen und Unternehmen fördern (insbesondere an AHS).
  5. Imagekampagne für Lehrberuf starten, Karriereperspektiven für Pädagoginnen und Pädagogen schaffen (z. B. Durchlässigkeit des Lehrberufs erhöhen, Aufstiegs- und Wiedereinstiegsmöglichkeiten).
  6. Initiativen zur Verbesserung der persönlichen Beziehung und Kommunikation zwischen Schülern, Lehrern und Eltern starten.
  7. IT-Ausstattung/Internetzugänge an Schulen inkl. digitaler Weiterbildungsangebote massiv ausbauen.
  8. Raum und Arbeitsplätze für Lehrpersonen (Vor- und Nachbereitungsarbeiten und Teamarbeit) schaffen.
  9. Mehr Chancen-Fairness bei der österreichweiten Verteilung (regional und Schultypen) von innovativen Projekten, Unterrichtsformen und Investitionen gewährleisten.
  10. Einführung der Spendenbegünstigung für Bildungs-NGOs

 

 

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