Sonnenschutz: Neue Substanz soll Zellen von innen abschirmen

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Britische Forscher setzen am Eisen-Stoffwechsel der Hautzellen an.

Britischen Forschern der University of Bath und dem King's College in London ist es gelungen, eine neue Substanz zu entwickeln, die besser gegen UVA-Strahlung schützen soll, als herkömmliche Sonnencremen. Im Gegensatz zu diesen wirkt sie direkt in den Hautzellenzellen und verhindert, dass sie mit UVA-Strahlen in Kontakt tritt. Dies ermögliche einen bisher "beispiellosen Schutz" gegen die Effekte von Sonneneinstrahlung - von Hautalterung bis zu Hautkrebs, schreiben sie in einer Studie. Diese wurde im Magazin "Journal of Investigative Dermatology" veröffentlicht.

Zellschädigung durch Eisen

Der entwickelte Stoff setzt beim Eisen-Stoffwechsel der Zelle an. Die durch Eisen herbeigeführte Zellschädigung unter UVA-Einwirkung wurde lange nicht berücksichtigt, betonen die Forscher. "Eisen ist für zahlreiche zelluläre Vitalfunktionen notwendig, es reagiert besonders stark auf UVA-Strahlen - und kann dadurch die Hautzellen schädigen. Sonnenstrahlen setzen nämlich freie Radikale frei und zur gleichen Zeit auch Eisen aus den Mitrochondrien, den Zellkraftwerken, die für Zellreparaturen verantwortlich sind. Dadurch werden die Zellen angeregt, zusätzlich freie Radikale zu produzieren. Werden diese Vorgänge nicht gestoppt, führt das zum Zelltod - und im schlimmsten Fall zu Hautkrebs.

Die sogenannte "Mitroiron Claw" (claw engl. für Klaue) verhindert aber die Freisetzung von Eisen. Die Substanz hängt sich wie eine Klaue an die freien Eisenmoleküle in der Zelle und macht damit die Produktion von weiteren freien Radikalen unmöglich.

Daten sind "sehr erfolgversprechend"

Die Forscher haben im Labor gezüchteten menschlichen Zellen dem Äquivalent von 140 Minuten Sonnenlicht am Meer ausgesetzt. Jene Zellen, die mit "Mitroiron Claw" versetzt waren, zeigten danach keinerlei Schäden, während unbehandelte Zellen sich signifikant in Richtung Zelltod veränderten. Das seien erfolgversprechende Daten, auch wenn die Substanz bisher nur an künstlich erzeugten Zellen getestet worden ist. Nun sollen weitere Studien folgen. Der nächste Schritt sei, die Substanz in bestehende Sprays und Sonnencremen zu implementieren. Sie hoffen, dass es in drei bis vier Jahren soweit sein wird.

Was ist der Lichtschutzfaktor eigentlich?

Damit wird jener Faktor benannt, der die Schutzwirkung eines Sonnenschutzprodukts angibt. Er bezieht sich vorrangig auf UV-B-Strahlung. Die geringere, aber tiefer eindringende UV-A-Strahlung ist für die Haut gefährlicher. Man sollte immer Produkte wählen, die über einen zusätzlichen UV-A-Filter verfügen. Die Lichtschutzfaktoren sind in fünf Produktklassen unterteilt: von niedrig (LSF 6, 8, 10) bis hoch (LSF 30, 50). Bei der Produktklasse sehr hoch verwendet man den Wert "50+".

Der LSF (englisch Sun Protection Factor, SPF) bezeichnet jene Zeit, die bis zu einer mit bloßem Auge sichtbaren Rötung (Erythem) vergeht. Die Zeit bis zur Rötung ohne Schutz nennt man Eigenschutzzeit, sie variieren nach Hauttyp. Beim hellhäutigen Hauttyp 1 geht man etwa von einer Eigenschutzzeit von nur zehn Minuten aus, beim dunklen Hauttyp 5 von 60 Minuten. Rein rechnerisch wäre also eine Sonnencreme mit LSF 15 bei einer Person mit Hauttyp 1 150 Minuten wirksam (10 Min. X 15 LSF = 150 Min.). Da sich es sich bei den auf den Verpackungen angegebenen Werten um Durchschnittswerte handelt, empfehlen Experten, besser nur zwei Drittel der empfohlenen Zeit für die Schutzwirkung anzunehmen. Das hieße für obiges Beispiel: 100 statt 150 Minuten.

Wovor schützen Sonnencremen?

Zehn Prozent des Sonnenlichts besteht aus UV-Licht. 9,5 Prozent machen UV-A-Strahlen aus, 0,5 Prozent entfallen auf UV-B-Strahlen. Der angegebene Lichtschutzfaktor (LSF) weist auf die Höhe des Schutzes gegen die UV-B-Strahlung hin. Das sind kurze Wellen, die weniger tief in die Haut eindringen und in der Oberhaut zur Melaninproduktion führen. Sie sind auch für die Sonnenbrandentstehung verantwortlich. UV-A-Strahlen dringen hingegen tiefer - bis in die Lederhaut - ein, verfügen aber über weniger Energie als UV-B-Strahlen. Dafür wirken sie im Inneren schädigender.

Die in Sonnencremen enthaltenen Substanzen, die gegen UV-Strahlen schützen, sind verschiedene Arten von UV-Filtern: Organische, die das Sonnenlicht absorbieren und mineralische Weißpigmente, die das UV-Licht reflektieren. Die Faustregel für die Zusammensetzung: Je höher der Lichtschutzfaktor, desto mehr mineralische Filter sollten enthalten sein.

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