Sieg gegen HIV rückt nur langsam näher

Sieg gegen HIV rückt nur langsam näher
Trotz guter Therapie erfahren viele Infizierten ihre Diagnose oft sehr spät.

Aids ist besiegbar“, diese hoffnungsvolle Botschaft verkündete Dennis Beck, Obmann der Aids Hilfe Wien , anlässlich des bevorstehenden Welt-Aids-Tages am 1. Dezember. Den „Schlachtplan“ im Kampf gegen die Infektionskrankheit liefern die Vereinten Nationen in ihrer Strategie „90-90-90“: Bis zum Jahr 2020 sollen 90 Prozent aller HIV-positiven Menschen ihren HIV-Status kennen, 90 Prozent aller Diagnostizierten unter Therapie stehen und 90 Prozent aller mit HIV-Therapie eine Viruslast unter der Nachweisgrenze aufweisen. Das bedeutet, HIV/Aids wird zu einer chronischen Erkrankung, die Infektiosität der Betroffenen aber faktisch beseitigt. „Die Waffen, um diesen Kampf gegen HIV zu gewinnen sind Prävention, Früherkennung und Therapie. Noch haben wir in Europa aber das Problem, dass ein großer Teil aller HIV-positiven Personen ihre Diagnose erst zu einem späten Zeitpunkt erhalten“, betont Beck.

Hauptgründe für die späte Diagnose seien vor allem mangelndes Wissen über die Krankheit, aber auch Stigmatisierung und Diskriminierung. So sorgte etwa die Aids-Hilfe Kärnten für Aufsehen, als sie kürzlich behauptete, dass viele Zahnärzte HIV-Infizierten die Behandlung verweigern. Es gäbe nur einen einzigen Kärntner Zahnarzt, den man HIV-Infizierten empfehlen könne. Auch in Tirol gab es ähnliche Vorwürfe. Zwar wies die Zahnärztekammer diese zurück und laut Beck gäbe es das Problem in Wien nicht, allerdings bestehen nach wie vor viele Vorurteile gegenüber HIV-Infizierten. Viele Ärzte hätten Berührungsängste sowie teilweise ein Unwissen um typische Symptome von HIV-Patienten. Haus- und Zahnärzten komme aber eine wichtige Rolle beim Erkennen früher Symptome zu, etwa immer wiederkehrende Infekte und Pilzinfektionen sowie Lungenentzündungen. „Um späte Diagnosen zu reduzieren, muss es ein einfach zugängliches Angebot für HIV-Tests geben, die kostenlos und vertraulich stattfinden“, betonte Philipp Dirnberger, Geschäftsführer der Aids Hilfe Wien.

Gute Therapie

Wird das Virus früh festgestellt, bestehen gute Aussichten auf eine normal hohe Lebenserwartung. „Die antiretrovirale Therapie (Anm.: die medikamentöse Behandlung bei HIV-Infizierten) ist hochwirksam. Wird sie regelmäßig und korrekt eingenommen, sind die Patienten nur mehr geringfügig infektiös und können die Infektion daher nicht weitergeben“, erklärte HIV-Experte Norbert Vetter, Facharzt für Innere Medizin und Infektiologe am Otto-Wagner-Spital Wien. Der sicherste Schutz sich nicht zu infizieren, sei nach wie vor Sex mit Kondom.

Stagnation in Europa

Während in Österreich in den vergangenen Jahren ein Rückgang der Neuinfektionen beobachtet werden konnte, sinkt die Zahl der Neuinfektionen in Europa hingegen seit Jahren kaum mehr. Rund drei Jahrzehnte nach der Entdeckung des HI-Virus stecken sich in Europa immer noch jährlich Zehntausende an. 2013 wurden von den europäischen Ländern 136.235 Neuinfektionen registriert – mehr als die Hälfte davon in Russland. Das Land ist ein Beispiel dafür, dass trotz aller Bemühungen um Prävention die Rate der Ansteckungen nach wie vor nicht unter Kontrolle ist. Weniger als die Hälfte aller infizierten Personen in Russland kennt ihren HIV-Status und nur ein Fünftel der Menschen mit einer HIV-Diagnose haben im Blut eine Virusmenge unter der Nachweisgrenze. Auch in Bulgarien, Kroatien, der Tschechischen Republik, Griechenland, Litauen, Ungarn und Lettland sind seit einigen Jahren Anstiege zu verzeichnen.

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