Schmerz und Kälte: Wer besonders leidet

Schmerzsyndrome können sich im Winter verstärken - auch die Psyche spielt eine Rolle.
Und warum Sie Alkohol nicht mit Schmerzmitteln kombinieren sollten.

OA Dr. Renate Barker MSc ist Fachärztin für Anästhesie und Intensivmedizin, Leiterin der Schmerzambulanz im Krankenhaus St. Elisabeth Wien ("Die Lieserl’n auf der Landstraße").

Schmerz und Kälte: Wer besonders leidet
Dr. Renate Barker
Warum leiden viele Rheuma-Patienten unter Kälte?

Bei abnützungsbedingten rheumatischen Erkrankungen wie der Arthrose wird Kälte als unangenehm empfunden: Der Stoffwechsel ist verlangsamt, das Muskelgewebe ist schlechter durchblutet, die Muskeln sind angespannter, und die Gelenksflüssigkeit wird zähflüssiger, visköser. Dadurch wird die Beweglichkeit der Gelenke eingeschränkt, Schmerzen nehmen zu. Hier helfen u.a. Wärmeanwendungen. Anders bei entzündlichen rheumatischen Erkrankungen wie der rheumatoiden Arthritis: Bei ihnen kann – trockene – Kälte die Symptome sogar lindern.

Kann auch das geringe Lichtangebot im Winter eine Rolle spielen?

Wenn sich die Dunkelheit auf die Seele schlägt und es einem nicht gut geht, können Schmerzen stärker empfunden werden. Deshalb kann eine Lichttherapie mit Tageslichtlampen gegen die saisonale Winterdepression auch Schmerzzustände verbessern.

Ist dauerhafte Einnahme von rezeptfreien Schmerzmitteln harmlos?

Nein! Rezeptfrei heißt nicht, dass die Medikamente harmlos sind. Spätestens nach einer Woche sollte man den Arzt aufsuchen – leider kenne ich viele Patienten, die das nicht getan haben und dann relativ spät mit unglaublichen Dosierungen – bis zu 30 Tabletten am Tag – zu mir kommen.

Kann Kaffee Kopfschmerz verursachen?

Wer unter der Woche im Büro viel Kaffee trinkt, am Wochenende aber keinen oder nur wenig, dem fehlt die gewohnte Koffeindosis. Dann kann es am Wochenende zu Entzugssymptomen kommen – Kopfschmerzen, Rastlosigkeit und Unruhe etwa. Auch beim Rauchen gibt es dieses Phänomen.

Warum soll man keinen Alkohol trinken, wenn man Schmerzmittel nimmt?

Bei vielen Schmerzmitteln verstärkt Alkohol die Wirkung. Das Ausmaß lässt sich nicht vorhersagen – jeder reagiert anders. Die dämpfende Wirkung von Opioiden etwa kombiniert mit Alkohol kann den Effekt vervielfachen.

Besteht eine Suchtgefahr bei opioidhältigen Schmerzmitteln?

Die Einnahme löst keinen Kick und keine Glücksgefühle aus. Deshalb kommt es auch zu keinem Verlangen des Körpers nach Dosissteigerung. Grundsätzlich gewöhnt sich der Körper an jedes Medikament, etwa auch an ein Blutdruckpräparat. Setzt man ein Medikament ab, wird deshalb die Dosis in der Regel stufenweise reduziert. Es ist zum Beispiel für Patienten, die auf ein neues Hüftgelenk länger warten müssen, kein Problem, wenn sie zur Schmerzlinderung vorübergehend ein Opiat bekommen. Nach der OP wird dann im Spital die Dosis schrittweise reduziert, der Patient geht ohne Opiat nachhause.

OA Dr. Renate Barker am Tel. (01/526 57 60): Mi., 16. 12., 14.30 bis 15.30 Uhr. eMail: gesundheitscoach@kurier.at

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