Schlaganfall trifft nicht nur Ältere

Bekanntschaft mit der Pulsuhr
25.000 Fälle.Österreich ist weltweit führend bei moderner Therapie zur Gerinnselauflösung.

Fast sechs Prozent der Schlaganfall-Patienten in Österreich sind unter 45: Das zeigen jetzt neue Daten des Österreichischen Schlaganfallregisters. „Wir waren an einer europäischen Studie beteiligt, für die 5000 Schlaganfallpatienten unter 45 Jahre untersucht wurden“, sagte Mittwoch der Neurologe Prim. Univ.-Prof. Wilfried Lang vom Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Wien.

„Wir waren überrascht, dass 60 bis 70 Prozent davon bereits lebensstilbedingte Verkalkungen und andere Ablagerungen in den Blutgefäßen hatten.“ Doch gerade junge Männer kämen nach einem Schlaganfall später ins Krankenhaus als ältere: „Sie denken nicht daran, dass es sich um einen Schlaganfall handeln könnte.“ 25.000 Menschen erleiden in Österreich jährlich einen Schlaganfall – manche Prognosen gehen von einer Verdoppelung bis 2030 aus. Bei den jüngeren Patienten (bis 50) gab es in den vergangenen Jahren eine Zunahme, bei den 50- bis 60-Jährigen eine Abnahme – wahrscheinlich durch mehr Vorsorgebewusstsein (z. B. Blutdruckkontrolle).

Anstieg

In den Altersgruppen über 60 zeigt sich ein deutlicher Anstieg. Österreich ist mittlerweile bei der Akutversorgung von Schlaganfallpatienten führend mittels einer Therapie, die das Blutgerinnsel (es unterbricht die Gehirndurchblutung) auflöst, sagt die Neurologin Prim. Univ.-Doz. Elisabeth Fertl, Krankenanstalt Rudolfstiftung, Wien: „18 Prozent der Patienten in den 36 Stroke Units (Spezialeinheiten zur Akutbehandlung, Anm.) erhalten bereits diese Thrombolyse – ein Wert, der weltweit nicht erreicht wird.“ Er wäre noch höher, würden mehr Patienten innerhalb des Zeitfensters von maximal viereinhalb Stunden nach dem Schlaganfall ins Spital kommen (länger darf die Methode nicht angewendet werden).

Oft zu späte Rettung

„Viele Patienten warten einfach zu lange ab und rufen zu spät die Rettung.“ Bei 80 Prozent aller Schlaganfallpatienten spielt Bluthochdruck eine Rolle, so Kardiologe Prim. Univ.-Prof. Franz Weidinger, Krankenanstalt Rudolfstiftung: „Und er kann zur häufigsten Herzrhythmusstörung, dem Vorhofflimmern, führen.“ 28 Prozent der Patienten, die in eine Stroke Unit aufgenommen werden, sind davon betroffen: „Vorhofflimmern wird zunehmend als wichtiger Risikofaktor für Schlaganfälle erkannt.“ Eine Therapie mit blutverdünnenden Medikamenten senkt dieses Risiko deutlich. Seit 2008 stehen dafür leicht dosierbare Medikamente zur Verfügung.

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