Red Bull lässt das Blut im Hirn langsamer fließen

Ein steirischer Arzt sorgt mit einer Arbeit über die Wirkung von Energy Drinks für großes Aufsehen.

Mir als Arzt ist es wichtig, ein Bewusstsein bezüglich des Kosten-Nutzen-Effekts von mit Koffein und Zucker angereicherten Getränken zu schaffen – dann kann jeder Einzelne für sich den Schluss ziehen, ob er es erwirbt oder nicht. " Das sagt der steirische Mediziner Erik Konrad Grasser, der an der Universität Freiburg in der Schweiz arbeitet, im Gespräch mit dem KURIER. Er ist Hauptautor einer Studie, die im European Journal of Nutrition erschienen ist und jetzt europaweit für großes Aufsehen sorgt.

25 gesunde Studenten tranken (an unterschiedlichen Tagen) entweder 355 ml Wasser oder Red Bull.

In der zweiten Stunde nach dem Red-Bull-Konsum schlugen die Herzen der Studenten um bis zu vier Schläge pro Minute schneller, auch der Blutdruck stieg an. "Diese Effekte waren – als Folge des Koffeins für den Blutdruck und des Zuckers für die Herzfrequenz – erwartbar", so Grasser.

Nach dem Red-Bull-Konsum war allerdings auch die Fließgeschwindigkeit des Blutes in der größten der drei Hirnarterien (gemessen mittels Ultraschall) um rund zehn Prozent geringer als nach dem Wasserkonsum: "Das ist zumindest ein Hinweis darauf, dass auch der Blutfluss im Gehirn – also die Durchflussmenge pro Zeiteinheit – sinkt." Theoretisch erklärt sich die geringere Flussgeschwindigkeit durch eine Erhöhung des Gefäßwiderstandes, wobei die genauen Mechanismen unklar sind.

In einer (noch nicht veröffentlichten) Folgestudie mussten Studenten kopfrechnen – 80 Minuten entweder nach dem Konsum von Wasser oder Red Bull. Grasser: "Es gab keinen Unterschied – die Studenten konnten nach dem Konsum von Red Bull nicht besser Kopfrechnen als nach dem Konsum von Wasser. Deswegen empfiehlt sich eine kritische Hinterfragung des Konsums während einer geistigen Belastung."

"Die Studie zeigt keine Effekte, die über jene einer Tasse Kaffee hinausgehen würden", heißt es dazu bei Red Bull. Dem stimmt Grasser zu: "Im Prinzip gibt es da keinen großen Unterschied. Aber meiner Meinung nach hat Koffein generell für Menschen unter 16 nur Nach- und keine Vorteile. "

Koffein durchbreche die Blut-Hirnschranke und wirke zentral auf das Nervensystem, so Grasser: "Mit solchen Stoffen sollte man bei jungen Menschen immer vorsichtig sein. Außerdem haben sie ein geringeres Körpergewicht und zusätzlich wirkt bei ihnen Koffein auch deshalb stärker,weil sie es noch nicht so oft wie Erwachsene konsumiert haben. "

Die beobachteten Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System "könnten bestehende Gesundheitsprobleme verschlimmern", heißt es in der Studie – allerdings seien hier weitere Untersuchungen notwendig. Ein Getränk sei aber kein Problem, sagt Grasser: "Aber durch den hohen Zuckergehalt und den Geschmack insgesamt trinkt man leichter größere Mengen an Energy Drinks als größere Mengen an Kaffee."

Zucker und Koffein

Der Verein für Konsumenteninformation hat für die Zeitschrift Konsument (5/2014) 19 Energy Drinks genauer untersucht: Neben dem Koffein- war auch der Zuckergehalt oft "außerordentlich hoch" (siehe Grafik). Eine Leistungssteigerung durch Taurin und andere Zusatzstoffe sei nicht belegt.

Red Bull lässt das Blut im Hirn langsamer fließen

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