Wie Pflanzenwirkstoffe in der Menopause helfen
Hormonähnliche Substanzen in Pflanzen – sogenannte Isoflavone – sind für viele Frauen in den Wechseljahren eine Alternative zur medizinischen Hormonersatztherapie. Doch die pflanzlichen Stoffe, angewendet in einer Phytotherapie, sind keine harmlosen Nahrungsergänzungsmittel. "Sie sind effektiv, müssen aber in der richtigen Dosis gegeben werden", sagt Gynäkologe Univ.-Prof. Johannes Huber, der beim derzeit in Wien stattfindenden Menopausekongress einen Workshop über die Bedeutung der Pflanzenmedizin für die Frauengesundheit leitet. Dabei berichtet er ebenso über neueste Erkenntnisse.
Vitamin D
Forscher können die Mechanismen hinter der Wirkungsweise von Isoflavonen, die etwa in Rotklee enthalten sind, immer besser entschlüsseln. Spannend sei derzeit die Bedeutung von Vitamin D, erklärt Hormon-Experte Huber. "Wir wissen mittlerweile, dass Isoflavone den Abbau von Vitamin D im Gewebe hemmen. Dadurch bleibt dort ein höherer Spiegel erhalten." Vitamin D ist ein wichtiger Baustein für die Knochengesundheit und für den Stoffwechsel essenziell – und es wirkt auch krebshemmend. Zwei unabhängige Studien aus Israel und Skandinavien wurden dazu heuer im Journal for Oncology veröffentlicht. "Beide kamen zu dem Schluss: Je höher der Isoflavonspiegel im Blut der Studienteilnehmerinnen war, desto niedriger war deren Risiko, Brustkrebs zu bekommen." Diese Wirkung werde vermutlich über Vitamin D erzielt. "Das erklärt ebenso, warum Soja und Rotklee auch die Knochengesundheit schützen."
Studienbewertung
Vieles, was die Wissenschaft jüngst herausgefunden hat, ist noch nicht in der öffentlichen Meinung angekommen. Dazu zählt etwa, dass viele Frauen Angst haben, dass Isoflavone krebsauslösend wirken. Viele Frauen sind noch immer verunsichert, weil zu Beginn des Jahrtausends – später zu Teil relativierte – Studien Ergebnisse zeigten, dass die medikamentöse Hormontherapie mit künstlichen Hormonen das Krebsrisiko erhöhe. Da auch die pflanzlichen Präparate hormonähnlich wirken, seien Frauen häufig besorgt, weiß Huber aus seiner Praxis. Seither haben sich die Verschreibungsrichtlinien sehr verändert.
Huber verweist auf die vor einigen Monaten herausgegebene Bewertung der europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA. Sieben Jahre lang hatten deren Experten nach einer Anfrage des deutschen Bundesinstituts für Risikobewertung 7841 Studien zu Isoflavonen ausgewertet. Vor allem Soja-Isoflavone waren Gegenstand zahlreicher Studien. Das Ergebnis: Bei üblicher Dosierung zwischen 50 bis maximal 150 mg pro Tag in einer maximalen Anwendungsdauer von drei Jahren komme es für Frauen nach dem Wechsel zu keiner Risikoerhöhung für Tumore in Brustdrüsen, Gebärmutter und Schilddrüse. "Es ist eine emotionslose Bewertung einer Behörde und keine subjektive Meinung", sagt Huber.
Dosierung
Wesentlich ist immer die Einhaltung der empfohlenen Dosierungswerte – und die Qualität der verwendeten Präparate. Denn deren Zusammensetzung kann sehr unterschiedlich sein. Huber: "Sie müssen sehr rein sein und dürfen keine Verunreinigungen aufweisen, da es sonst erst recht zu Schädigungen kommen kann."
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