Obdachlose sind häufig Autisten

Obdachlose sind häufig Autisten
Eine englische Studie zeigt erstmals den Zusammenhang zwischen Wohnungslosigkeit und Autismus auf.

Soziale Ausgrenzung, keine Privatsphäre, Einsamkeit: Obdachlose stehen am Rande der Gesellschaft – das hinterlässt neben körperlichen auch seelische Spuren. Viele von ihnen haben psychische Probleme, einige könnten sogar unter Autismus leiden, wie jetzt erstmals wissenschaftlich festgestellt werden konnte.

Wissenschaftler des Departments für klinische Psychologie am University College London zeigten in ihrer Fallstudie auf, dass es einen Zusammenhang zwischen Obdachlosigkeit und der schweren psychischen Entwicklungsstörung gibt. Das Team rund um Alasdair Churchard untersuchte 106 Menschen in Großbritannien. Bei rund 12 Prozent der untersuchten Wohnungslosen konnten autistische Charakterzüge festgestellt werden. In der übrigen Bevölkerung Großbritanniens gilt ein Prozent als autistisch.

Autisten sind in ihrer psychischen Wahrnehmung eingeschränkt, sie können Emotionen nicht erkennen und dadurch soziale Situationen nicht einschätzen. Je nach Krankheitsform können sich manche Autisten nicht artikulieren, Menschen mit Asperger-Syndrom weisen wiederum keine sprachlichen Einschränkungen auf.

Gründe unklar

Ob sich autistische Züge mit der Obdachlosigkeit entwickeln können, ist unklar. Nach wie vor sind die genauen Ursachen für Autismus unbekannt, die meisten Wissenschaftler gehen aber davon aus, dass es sich um eine Erbkrankheit handelt. Häufig wird diese bereits im frühkindlichen Alter festgestellt, sie kann in unterschiedlichen Lebensphasen aber in ihrer Ausprägung variieren.

Churchard vermutet, dass für autistische Menschen ein höheres Risiko besteht, durch die psychische Störung obdachlos zu werden, wie er in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift Autism berichtete.

Der Teufelskreis würde damit erst beginnen: Denn für obdachlose Menschen gibt es keine adäquate psychologische Versorgung, was die Symptome noch verschlimmern könnte. Wie viele Menschen tatsächlich unter Autismus leiden, bleibt unklar. "Es bedarf noch weiterer Forschung", appelliert Churchard.

In Österreich leben schätzungsweise mehr als 37.000 Menschen auf der Straße. Sie befinden sich in einer finanziellen und materiellen Notlage. Die Gründe, die Menschen in die Obdachlosigkeit treiben, sind vielfältig: Häufig leiden Personen bereits unter psychosozialen Problemen, haben ihren Job verloren oder sind stark verschuldet. Soziale Einrichtungen bieten Notunterkünfte und Schlafstellen, oft sind wohnungslose Menschen mit dem sozialen Kontakt aber überfordert.

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