Neuralink: Patient spielt Schach durch Kraft seiner Gedanken

Neuralink: Patient spielt Schach durch Kraft seiner Gedanken
Der erste Neuralink-Patient, dem ein Computerchip ins Gehirn implantiert wurde, macht offenbar Fortschritte bei der Steuerung eines Computers mit seinen Gedanken.

Das Start-up-Unternehmen Neuralink von Technologie-Milliardär Elon Musk hat ein Video eines querschnittsgelähmten Menschen verbreitet, der offenbar mithilfe eines Gehirnimplantats über seine Gedanken auf einem Computer Schach spielt. 

Der 29-jährige Noland Arbaugh, der seit einem Tauchfunall vor acht Jahren von der Schulter abwärts gelähmt ist, sagt in dem Clip, er könne nun mit seinen Gedanken den Cursor auf einem Computer-Bildschirm steuern.

Das Implantat habe ihm die Ausübung zahlreicher seiner Hobbys erleichtert, sagt Arbaugh in dem Neuralink-Video in einem Gespräch mit einem Ingenieur des Unternehmens. Durch die Cursor-Steuerung mittels Gedanken könne er unter anderem das Videospiel "Civilization" spielen, Japanisch und Französisch lernen.

Neuralink-Gründer Musk hatte im Jänner bekanntgegeben, dass sein Unternehmen erstmals einem Patienten ein Hirnimplantat eingesetzt habe. Ende Februar hatte er erklärt, dieser könne nun eine Computermaus mit seinen Gedanken steuern.

"Die Operation war supereinfach"

Patient Arbaugh sagte nun in dem Neuralink-Video, er habe bereits einen Tag nach dem Einsetzen des Implantats wieder das Krankenhaus verlassen können. "Die Operation war supereinfach." Er habe anfangs nur daran gedacht, den Cursor zu bewegen - bis das Implantatsystem seine Gedanken schließlich umgesetzt habe.

"Es gibt noch viel zu tun, aber es hat mein Leben bereits verändert", sagte Arbaugh weiter. Zum Grund für die Teilnahme an dem Projekt sagte er: "Ich habe mich dafür entschieden, weil ich Teil von etwas sein wollte, das meiner Meinung nach die Welt verändern wird."

Firma von Elon Musk setzt erstem Menschen Computerchip ins Hirn

"Kein Durchbruch"

Was Neuralink gezeigt habe, sei kein "Durchbruch", sagte Kip Ludwig, ehemaliger Programmdirektor für Neurotechnologie am National Institute of Health (NIH). "Wir befinden uns noch in einem sehr frühen Stadium nach der Implantation, und sowohl Neuralink als auch die Probanden müssen noch viel lernen, um die Menge an Informationen, die für die Steuerung zur Verfügung steht, zu maximieren", fügte er hinzu. Dennoch sei es ein guter Ausgangspunkt und eine positive Entwicklung für die Patienten, dass sie mit einem Computer in einer Weise kommunizieren können, die ihnen vor der Implantation nicht möglich war.

Weniger als einen Monat vor der Zulassung der Hirnimplantate für die Erprobung am Menschen hatten Inspektoren der US-Arzneimittelbehörde FDA bei Neuralink Probleme mit den Aufzeichnungen und Qualitätskontrollen von Tierversuchen festgestellt. Neuralink reagierte damals nicht auf Fragen zur FDA-Inspektion.

Die Neuralink-Implantate sind etwa so groß wie fünf aufeinander gestapelte Münzen. Sie sollen in der Zukunft Menschen mit neurologischen Erkrankungen wie Parkinson oder Amyotropher Lateralsklerose (ALS) helfen, aber auch grundsätzlich eine direkte Verbindung zwischen dem Gehirn und Computern sowie Künstlicher Intelligenz ermöglichen und damit die menschlichen Fähigkeiten steigern.

Zu Testzwecken war das Implantat zuvor bereits einem Makaken eingesetzt worden, der damit ohne Joystick, Maus oder Tastatur das Videospiel "Pong" spielen konnte.

Neuralink: Patient spielt Schach durch Kraft seiner Gedanken

Das im kalifornischen Fremont ansässige Unternehmen Neuralink wurde 2016 gegründet. Nach Angaben des Daten-Dienstleisters Pitchbook hatte es 2023 mehr als 400 Mitarbeiter. Im August und November vergangenen Jahres sammelte das Unternehmen demnach in zwei Tranchen Investitionen in einer Gesamthöhe von 323 Millionen Dollar (298 Millionen Euro) ein.

Neuralink verweist auf vielfältige Einsatzmöglichkeiten seiner Computerchips: Künftig will es mit seinen Implantaten Gelähmten ihre Mobilität zurückgeben, Blinde wieder sehen lassen und psychische Erkrankungen wie Depressionen heilen.

Auch andere Unternehmen sind nach eigenen Angaben bereits weit fortgeschritten bei der Entwicklung ähnlicher Implantate.

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