ISS

Ein neues Wohnzimmer im All

Bigelow Aerospace
Im Weltraum pumpten Astronauten einen Wohnraum auf – er könnte für künftige Marsmissionen nützlich sein.

Sieben Stunden werkte NASA-Astronaut Jeffrey Williams am neuen "Wohnzimmer" seiner Crew. 400 Kilometer über der Erde pumpte er die Raumkapsel "Beam" (Bigelow Expandable Activity Module) mit Druckstößen auf – ähnlich wie beim Aufblasen eines Ballons. Optisch ähnelt das zirka vier mal drei Meter große Ding eher einem Staubsaugersack. Geht es nach der US-Raumfahrtbehörde NASA und dem Hersteller "Bigelow Aerospace", dient die Kapsel künftig als Wohnraum für Raumfahrer auf dem Mond oder Mars. Ihr großer Vorteil bestehe darin, dass sie beim Transport nur wenig Raum braucht. Wie die Menschen aber je zum Mars kommen sollen, hat die NASA bisher noch nicht verraten. Ebenso wenig, ob Raumfahrer die sechsmonatige Anreise in einer Kapsel überleben werden. Vorerst wird also das neue aufblasbare "Wohnzimmer" im All getestet: Es ist nach der sogenannten Jahresmission der nächste große Versuch der NASA, etwas über Möglichkeiten des Lebens außerhalb der Erde herauszufinden.

Versuche

Zwei Jahre haben die Astronauten auf der Internationalen Raumsstation ISS Zeit, um herauszufinden, ob die Konstruktion Menschen vor kosmischer Strahlung schützen kann. Genauso wie vor extremen Temperaturen sowie herumfliegendem Weltraumschrott und Mikrometeoriten.

Wie sich ein langer Aufenthalt im All auf den menschlichen Körper auswirkt, weiß niemand besser als Scott Kelly. Der US-Astronaut nahm an der "Jahresmission" teil. Er kehrte Anfang März nach 340 Tagen von der Internationalen Raumstation zurück. Obwohl er wenige Monate später in den Ruhestand ging, wird er nach wie vor für Forschungszwecke untersucht. Schon jetzt steht fest: Der intensive Ausflug ins All hat ihm zugesetzt. Zuletzt klagte er über starke gesundheitliche Probleme. Die Füße seien wund, die Beine zeitweise starr und die Haut "brenne". Die Aktivitäten seiner Kollegen verfolgt er nach wie vor. So gratulierte er ihnen via Twitter nach dem erfolgreichen Aufpumpen des Wohnmoduls. Er bezeichnete "Beam" als großartige Möglichkeit für die Ausstattung zukünftiger Raumschiffe.

Wie es Kellys Nachfolger, dem 58-jährigen Jeffrey Williams, gehen wird, wird sich spätestens nach seiner Rückkehr im September zeigen. Williams, der am Samstag auch das Wohnmodul "Beam" aufgeblasen hat, gehört zur neuen Langzeitbesatzung der ISS. Und er könnte mit seinem dritten Aufenthalt auf der ISS den Rekord für den längsten Gesamtaufenthalt im Weltall brechen. Wenn alles nach Plan läuft, wird er am Ende der halbjährigen Mission auf insgesamt 534 Tage im All zurückblicken, so viele wie noch keiner seiner Landsleute zuvor. In einigen Tagen werden er und seine Kollegen erstmals das neue "Wohnzimmer" betreten. Zuvor müssen sie noch einiges testen und sicher gehen, dass keine Luft aus der Kapsel entweichen kann. Was damit nach den Tests geschieht? Sie wird von der ISS abgekoppelt und soll in der Atmosphäre verglühen.

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