„Wald- und Alpenmurmeltier sind zwar eng verwandt, sie haben aber eine ganz andere Lebensweise“, sagt Walter Arnold von der Vetmeduni Wien. Der Professor am Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie kennt die gravierenden Unterschiede und die Finessen der heimischen Art. Allein in Tirol pfeifen im Sommer mehr als 52.000 Marmota marmota-Exemplare. Derzeit wird in den Ebenen Nordamerikas wie in den Alpen aber geschlafen.
Murmel aus dem Eis haben sich angepasst
Dabei ist das Hörnchen aus der Eiszeit perfekt an das coole Rückzugsgebiet jenseits der Baumgrenze angepasst. „Das Alpenmurmeltier ist ein eher untypisches Säugetier“, sagt Arnold und verweist auf den Zusammenhalt in der Großfamilie, geschlechtsreife Tiere ziehen erst nach dem dritten Winter aus. Ein Bonus in frostigen Zeiten, gemeinschaftliches Frieren hält warm. Die amerikanische Verwandtschaft dagegen schlägt sich gewöhnlich einzeln durch. Selbst die Jüngsten überwintern bereits solitär.
Noch befinden sich die Murmel hier wie dort in Kältestarre; die Alpenbewohner im Tunnelsystem viele Meter unter der Erde, unter dem Schnee. „Sie senken ihre Körpertemperatur fast auf den Gefrierpunkt, ihr Herz schlägt nur noch vier bis sechs Mal in der Minute“, beschreibt Arnold die kollektive Überlebensstrategie der heimischen Art.
Alle 14 Tage bringen die rund zwanzig Kuschler ihren Stoffwechsel in Schwung, suchen die Latrine im Bau auf und setzen destilliertes Wasser ab. Pinkeln ohne Stinken. Die regelmäßigen Wachphasen kosten die Tiere insgesamt 85 Prozent ihrer Fettreserven.
Murmeltiere unterbrechen den Winterschlaf alle 14 Tage
Nach etwa 24 Stunden begibt sich die Kolonie wieder zeitgleich in den energiesparenden Tiefschlaf. Die Atmung reduziert sich auf weniger als einen Zug pro Minute. Dabei wärmen die älteren Generationen – allen voran erwachsene Brüder – die Leichtgewichte in ihrer Mitte.
„Der Winterschlaf wird beim Murmeltier von einer inneren Jahresuhr bestimmt“, sagt der Biologe. Ungeachtet der Wetterbedingungen mummeln sich die nach Biber und Stachelschwein drittgrößten Nager Europas Ende September in einer heugepolsterten Kammer ein.
Etwa sieben Monate später machen sich die Pflanzenfresser – um die Hälfte abgemagert – an die Fortpflanzung. Pärchen bleiben einander oft jahrelang treu. Die Lebenserwartung liegt bei stolzen 13 Jahren.
Erster Winter kostet viele Jungtiere das Leben
„Die erste Überwinterung ist die kritischste Phase“, sagt Experte Arnold. Gelingt es den Säugern nicht, sich in den drei Sommermonaten Fettreserven anzufressen, erleben sie den nächsten Frühling nicht.
Hitzeperioden sind für das Speckansetzen ebenso abträglich. Sie zwingen die tagaktiven Nager über die Mittagszeit in den kühlen Bau und halten sie vom Futtern ab.
Wetterfrosch Phil ist weder klirrender Kälte, noch Hitze ausgesetzt. Auch von Adler, Fuchs und Jägern hat er nichts zu befürchten. Der Groundhog Club‘s Inner Circle, eine Gruppe lokaler Würdenträger, kümmert sich – neben dem Volksfest – um das Wohl des Waldmurmeltiers. So wird Phil am 2. Februar einmal mehr hochgehalten, auch wenn seine Trefferquote bei nur 35 Prozent liegt.
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