Lungenkrebs: Frauen holen auf

Seit 40 Jahren steigt die Zahl der Raucherinnen.
Das Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken, ist für Frauen zwar erstmals höher als das Brustkrebsrisiko - aber eine Trendumkehr ist in Sicht, sagen jetzt Experten.

Es ist die Folge einer Entwicklung, die Anfang der 70er Jahren begonnen hat: Damals rauchten 40 Prozent der Männer und zehn Prozent der Frauen. Seither ist der Frauenanteil kontinuierlich gestiegen (auf 22,2% im Jahr 2014), jener der Männer stetig gesunken (auf 26,7 %). Das ist der Grund, dass im Vorjahr bei Frauen der Lungenkrebs den Brustkrebs als Krebserkrankung mit dem höchsten Sterberisiko abgelöst hat, wie die Statistik Austria am Donnerstag in ihrer neuen Todesursachenstatistik bekannt gab - der KURIER berichtete.

"Dieses Muster zeigte sich in vielen Ländern", sagt der Sozialmediziner Univ.-Prof. Michael Kunze von der MedUni Wien, der diese Entwicklung seit vielen Jahrzehnten verfolgt: "In der ersten Welle stieg der Raucheranteil der Männer, und wie er den Gipfel erreicht hatte und bereits im Absinken war, haben die Frauen mehr und mehr das männliche Rauchverhalten übernommen."

Rückgang bei Jugendlichen bemerkbar

Die Zigarette war lange ein Symbol der Rebellion und des Erwachsenwerdens: "Das Einzige, was der junge Mensch nicht sein will ist ein Kind. Aber heute gibt es auch andere Möglichkeiten, das auszudrücken. Mobiltelefone und Modelabels haben hier die Bedeutung der Zigaretten in den Hintergrund gedrängt."

Dies zeige sich auch bereits in der Statistik. Vor fünf Jahren rauchen noch der vierte Bursche und fast jedes dritte Mädchen im Alter von 15 Jahren regelmäßig. Bei der jüngsten Untersuchung für die Weltgesundheitsorganisation waren es aber nur mehr 15 Prozent der Burschen und 14 Prozent der Mädchen. Auch wenn in anderen Statistiken dieser Prozentsatz etwas höher ist: "Ein Rückgang ist zu bemerken", sagt Renate Haiden vom Fonds Gesundes Österreich (FGÖ). "Nichtrauchen ist bei Jugendlichen wieder in."

Lungenkrebs: Frauen holen auf
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Dieser organisiert seit drei Jahren die Kampagne"Leb dein Leben. Ohne Rauch. YOLO!"(Abkürzung für you only live once, Anm.).Zehn bis 14-Jährige sollen dabei mit positiven Botschaften motiviert werden, gar nicht erst mit dem Rauchen zu beginnen – "etwa indem wir aufzeigen, was sie alles mit ihrem Taschengeld machen können, wenn sie es nicht für Zigaretten ausgeben."

Jedenfalls: "Wir bemerken vom Feedback der Jugendlichen, dass die Motivation, gar nicht erst mit dem Rauchen zu beginnen, heute größer ist als noch vor drei Jahren."

Allerdings: Frauen, die aufhören wollen, haben mehr Rückfälle als Männer – und versuchen es oft auch erst in einem höheren Alter als diese. Ein Grund dafür: Das Thema Gewicht. Nikotin reduziert den Einbau von bestimmten Blutfetten (Triglyzeriden) in die Zellen des weiblichen Unterhautfettgewebes. Fällt diese Bremse weg, ist eine Zunahme um drei bis vier Kilogramm möglich. Kunze: "Unsere Untersuchungen haben aber gezeigt, dass man das mit Nikotinersatzprodukten und Bewegung durchaus abfangen kann."

"Auch die gesetzlichen Beschränkungen des Rauchens in der Öffentlichkeit spielen da eine Rolle", ist Kunze überzeugt: "Ich bin sehr optimistisch, dass auch bei den Frauen der Raucherinnenanteil bald zurückgehen wird: "Rauchen ist heute einfach nicht mehr so cool wie es das früher einmal war."

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