In wilder Natur
Aber zurück an die heimischen Waldränder, in Gebüsche, auf Feuchtwiesen, Weinberge, extensiv bewirtschaftete Flächen und in wilde Gärten: Die Großen Leuchtkäfer – 10 bis 20 mm lang –, die sich hier tummeln, sind etwas seltener als ihre halb so große Verwandtschaft. Die Weibchen glühen, die Männchen sind Funseln. Bei beiden ist der Panzer am Hinterleib stellenweise rau und lichtdurchlässig. Im Inneren liegt eine weiße, Licht reflektierende Schicht. Die Kurzflügel-Leuchtkäfer schließlich, die gar nicht abheben, fristen ein eher unscheinbares Dasein. Sie blinken mit zwei punktförmigen Leuchtorganen zu später Stunde matt im Zwei-Sekunden-Takt, gefolgt von unregelmäßig langen Pausen.
Komplizierte biochemische Reaktion
„Zur Zeit der Paarung müssen alle zugleich leuchten, sonst treffen sie sich nicht“, sagt Biologe Johannes Gepp, Vizepräsident des Naturschutzbundes Österreich. Das Zeitfenster ist nur kurz geöffnet: je nach Art zwei bis vier Wochen. Die adulten Glühwürmchen können keine Nahrung mehr aufnehmen, sie leben von den Reserven, die sie sich drei Jahre als Larven angefuttert haben.
In diesem Entwicklungsstadium stehen Schnecken – mit einem Giftbiss getötet – auf dem Speiseplan. Nach einer kurzen Puppenruhe knipsen Glühwürmchen das Licht an und begeben sich auf die Suche nach Sex. Dafür erzeugen sie ein kaltes Licht. In speziellen Zellen läuft eine komplizierte biochemische Reaktion ab: Durch das Enzym Luciferase und Sauerstoff wird Luciferin aufgespalten. Die Insekten geben die dabei freigesetzte Energie zu 98 Prozent als Licht ab. Wie sie die Blinksignale ein- und ausschalten, ist noch nicht geklärt. Unmittelbar nach Paarung und Eiablage – 40 bis 60 Stück – drehen sie es jedenfalls für immer ab.
Zahlen zum Bestand fehlen
Über das Aufkommen von Glühwürmchen fehlen die Zahlen. „Die Jahre können unterschiedlich sein“, sagt Käfer-Experte Harald Schillhammer vom Naturhistorischen Museum Wien. Unter bestimmten klimatischen Bedingungen und abhängig vom Nahrungsangebot können mehrere Arten und Generationen gleichzeitig für die Licht-Show sorgen. „Es gibt wie beim Hirschkäfer Spitzenzeiten, aber die sind nicht so ausgeprägt wie beim Maikäfer“, vergleicht Kurator Schillhammer.
Naturnah Gärtnern
Fix ist, dass Glühwürmchen nicht auf Österreichs Roter Liste der bedrohten Arten stehen. Vermutlich nimmt ihr Bestand aber ab. Die Intensivierung der Landwirtschaft und die zunehmende Lichtverschmutzung setzen den Insekten zu. „Um die Lebensräume der Glühwürmchen zu erhalten, muss naturnah gegärtnert werden – also ohne Pestizide, bei der Pflanzenauswahl auf die Vielfalt achten und auch Wildpflanzen wachsen lassen“, zählt Garten-Expertin Sophie Jäger-Katzmann von Die Umweltberatung auf. Wenn die künstliche Beleuchtung auf ein Minimum reduziert wird, umso besser. Die Larven bevorzugen es finster, auch die glühenden Verehrer meiden das Licht. Die Sommerromanze strahlt am hellsten im Dunkeln.
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