Neue Lehre an türkischen Schulen: Gott versus Darwin
Noch ist es ja „nur“ ein Vorschlag: Der türkische Bildungsminister Ismet Yilmaz kündigte an, dass – unter anderem -, die Evolutionstheorie von Charles Darwin gänzlich aus den Lehrplänen für Gymnasien gestrichen werden soll. Ein weiterer Schritt, um den Kreationismus im Glaubenssystem der Bürger zu etablieren. Dieser besagt, dass Gott es war, der den Menschen und alle Arten erschaffen hatte. Darwin hingegen war überzeugt, dass sämtliche Arten sowie der Mensch über Jahrtausende hinweg, nach und nach entstanden sind – das nannte er Evolution (von evolvere: sich entwickeln). Basis dafür: die natürliche Selektion, Darwin haben wir übrigens auch die Erkenntnis zu verdanken, dass der Mensch nicht von Adam und Eva abstammt, sondern mit den Affen gemeinsame Ahnen hat.
Kampf der Kulturen
Pseudowissenschaft als Dogma
Klar könnte man jetzt sagen: Soll doch jeder glauben, was er will. Stimmt. Wenn manche Menschen aus religiösen Gründen und aus ihrer persönlichen Überzeugung heraus, lieber an die Idee einer Schöpfungsgeschichte glauben, so ist das ihre Privatsache. Heikel wird’s, wenn die Implementierung des Kreationismus missionarische bis zuweilen fanatische Züge annimmt und Fakten durch Glauben ersetzt werden – so sehr, dass dies Einzug in das Bildungssystem eines Landes hält und stattdessen Pseudowissenschaft als neues Dogma gelehrt wird. Die Trennung von Religion und Staat wird dadurch obsolet und Glaube als religiös-fundamentalistisch geprägtes Instrumentarium in der Bildungspolitik eingesetzt. Skepsis, Zweifel und Andersdenken nicht mehr erlaubt – das würde dann also auch für sämtliche Genetiker, Mikrobiologen oder Biomediziner gelten. Außerdem wird alles, was von der Schöpfung nicht vorgesehen ist – zum Beispiel Homosexualität – zum Abschuss freigegeben. Finstere Zeiten für Wissenschaft und Mensch.
Nur so: Die radikalsten Kreationisten, sogenannte „flat earthers“ und Verschwörungstheoretiker, sind davon überzeugt, dass die Erde eine Scheibe ist.
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