Nährstoff-Kombi bremst Alzheimer

Im Frühstadium kann die Erkrankung bei manchen Patienten stabilisiert werden.
Patienten, die rechtzeitig eine Nährstoffkombination nahmen, waren länger stabil.

"Zum ersten Mal konnten wir zeigen, dass es möglich ist, den Verlauf von Alzheimer zu verändern und den Krankheitsprozess zu verlangsamen." Tobias Hartmann, Professor für Experimentelle Neurologie an der Universität des Saarlandes, hat im Rahmen eines EU-Forschungsprojektes eine Studie mit einem Nahrungsergänzungsmittel ("Fortasyn Connect", in Apotheken als "Souvenaid" erhältlich) geleitet. Patienten mit einer Alzheimer-Vorstufe, die es über zwei Jahre hinweg täglich zu sich nahmen, hatten bessere Alltagsleistungen. Die Studie wurde im Fachmagazin The Lancet Neurology veröffentlicht.

Als "leichte kognitive Störung" bezeichnen die Ärzte die Symptome der 311 Studienteilnehmer: Die Betroffenen machen sich Sorgen um ihr Gedächtnis, haben das Gefühl, mehr zu vergessen als früher. Solche leichten Beeinträchtigungen können das Vorstadium einer Alzheimer-Erkrankung sein, aber auch andere Ursachen haben (z.B. eine Depression).

Nährstoff-Kombi bremst Alzheimer
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Im Rahmen der Studie wurde in elf europäischen Kliniken mit Untersuchungen des Gehirns (Kernspintomografie) und der Gehirnflüssigkeit (Liquor) abgeklärt, dass es sich bei den Teilnehmern tatsächlich um ein Vorstadium der Alzheimer-Krankheit handelt. Dann wurden die Patienten in zwei Gruppen geteilt: Eine Hälfte nahm die Nährstoffkombination u.a. mit Omega-3-Fettsäuren und Vitaminen täglich in Form eines Trinkjoghurts zu sich. Die Kontrollgruppe erhielt ein Getränk, das identisch aussah und schmeckte, aber keine Wirkstoffe enthielt. Fazit nach zwei Jahren: Bei neuropsychologischen Tests – etwa das Aufsagen möglichst vieler Tiernamen innerhalb von 60 Sekunden – zeigten die Patienten mit der Nährstoffbehandlung keinen signifikanten Unterschied zur Kontrollgruppe.

Besser im Alltag

Was die Anforderungen des täglichen Lebens betraf, schnitten die Patienten mit dem Nahrungsergänzungsmittel aber deutlich besser ab. Die Ärzte untersuchten sie, befragten sie und auch jeweils einen Angehörigen. Insgesamt bewerteten sie dann die Verschlechterung in dieser Gruppe deutlich geringer (um 44 %) als in der Kontrollgruppe. Das heißt: Die Fähigkeit, etwa mit Notfällen im Haushalt umzugehen (z. B. ein durch eine Kerze brennendes Tischtuch) oder Bankgeschäfte zu erledigen, war deutlich besser. Der Hippocampus (für Gedächtnis und Lernen zuständiges Hirnareal) der Nährstoffgruppe war im Schnitt auch um 26 Prozent weniger geschrumpft (zunehmender Hirnzerfall ist typisch für Alzheimer).

Keine Heilung

"Je näher die Patienten bereits an der Demenz waren, umso geringer war die Wirkung der Nährstoffkombination", erklärt Hartmann. "Bei manchen Patienten gelang es aber, die Erkrankung aufzuhalten." – "Dieses Nahrungsergänzungsmittel kann für einen gewissen Zeitraum die Erkrankung stabilisieren, aber es kann sie nicht heilen", betont der Neurologe Prim. Andreas Winkler, ärztlicher Direktor der Klinik Pirawarth. "Es ist sicher das am besten untersuchte Nahrungsergänzungsmittel – es liegen Studien wie bei einem Medikament vor."

Die Plattform medizin-transparent.at schrieb 2014 (also vor Abschluss der jüngsten Studie), dass Souvenaid "das Fortschreiten einer Alzheimer-Demenz wahrscheinlich nicht merkbar verlangsamen oder aufhalten kann".

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