HIV-Infektionen in Österreich steigen an

HIV-Infektionen in Österreich steigen an
Leider keine Besserung in Sicht, seit zwei Jahren steigen die Zahlen bei Neuinefktionen hierzulande wieder an. Die Aids Hilfe Wien ortet als eine Ursache Kondommüdigkeit.

"Man kann mit HIV eh lang leben." - "Es gibt doch schon genügend Medikamente." - "Das Infektionsrisiko ist doch ziemlich gering" - "Ich werde es schon nicht kriegen." – HIV-Aids bleibt auch 2012 Thema in Österreich. Die Hysterie der 80er Jahre ist verfolgen, dafür herrscht oft Überdrüssigkeit und eine gewisse "Kondommüdigkeit" - mit negativen Folgen. Die Zahl der Neuinfektionen wird 2012 in Österreich um rund 3,5 Prozent ansteigen. Diese Prognose stellt die Aids-Hilfe Wien kurz vor dem 25.Welt-Aids-Tag am 1. Dezember. Die Schätzungen, wie viele Menschen in Österreich mit HIV/Aids leben, reichen von 6000 bis 15.000 Betroffenen.

"'Die Zahl der diagnostizierten Neuinfektionen ist leider gestiegen", berichtete der Obmann der Aids-Hilfe Wien, Dennis Beck, bei einer Pressekonferenz Montagvormittag. 407 neue Diagnosen wurden in den ersten drei Quartalen des heurigen Jahres laut der Hilfseinrichtung registriert. Hochgerechnet bis Jahresende könnte die Zahl auf 543 steigen, das würde im Vergleich zum Vorjahr einen Anstieg um 18 Diagnosen bzw. 3,5 Prozent bedeuten.

Negative Prognose für Wien

Trauriger Spitzenreiter im Bundesländer-Ranking ist Wien. In der Hauptstadt kann nach Angaben der Aids-Hilfe mit rund 340 neuen Fällen gerechnet werden. Das entspricht einem Anstieg von 37 Diagnosen - 12,2 Prozent mehr als im Vorjahresvergleich. Insgesamt entfallen 62,6 Prozent aller Neudiagnosen in Österreich auf Wien.

HIV-Infektionen in Österreich steigen an

Nach Wien sind die prognostizierten Zahlen für 2012 in der Steiermark (61 Neudiagnosen) und Oberösterreich (40) am höchsten. Die niedrigsten Werte werden für Vorarlberg (8) und das Burgenland (7) erwartet.

Kondommüdigkeit

Die Zunahme der Neudiagnosen ist ein Trend, der schon im Vorjahr registriert wurde. Um Ursachen dafür zu erkennen, sei der Zeitraum aber noch zu kurz, betonte Beck. Möglich sei, dass die Infektionen einerseits steigen, aber auch mehr Infektionen entdeckt werden. Ein großes Problem stellt laut Beck dar, dass 20 bis 25 Prozent der Betroffenen die Diagnose sehr spät - also wenn bereits Symptome vorliegen - erhalten.

Das Klischee, nur schwule Männer und Drogensüchtige bekommen Aids, stimmt nicht. Seit einigen Jahren holen heterosexuelle Frauen auf und machen bereits 40 Prozent aller Neuinfektionen aus. Auch bei bi- und homosexuellen Männern steigen die Zahlen wieder, was laut Beck unter anderem an einer gewissen "Kondommüdigkeit" - also an einem bewussten Verzicht auf Safer-Sex - liegen könnte.

Ab zum Test

In Österreich erfahren 20-25%  der HIV-positiven Menschen ihre Diagnose erst zu einem Zeitpunkt, an dem die Infektion bereits weit fortgeschritten ist – was sich vor allem auf eine Therapie in Folge negativ auswirkt. Jeder sollte sich deshalb regelmäßig testen lassen, um seinen HIV-Status zu kennen und rechtzeitig zu handeln.  Im Gespräch mit dem KURIER sagt HIV-Experte Dr. Norbert Vetter zu den steigenden Neuinfektionen: "Man muss den richtigen Leuten, und zwar jenen, die ein Risikoverhalten zeigen - nicht Risikogruppen - einen Test anbieten, der rasch und niederschwellig durchgeführt werden kann."

Die Aids Hilfe Wien bietet seit Jahren einen HIV-Test an. Das Testverfahren läuft anonym, gratis und mit einem Beratungsgespräch ab. Nache einer Woche hat man sein Ergebnis. Zu beachten gibt es nur, dass das Ergebnis erst drei Monate nach einem potentiellen Ansteckungsszenario aussagekräftig ist. Außerdem gibt es die Möglichkeit eines Schnelltests, dann hat man das Ergebnis gleich nach dem Test - dieser Test kostet allerdings 26 Euro. Informationen zum Test in der Aids Hilfe Wien gibt es hier.

Die unheilbare Krankheit Aids wird durch das Humane Immunschwächevirus (HIV) verursacht. Es wird vor allem durch ungeschützten Geschlechtsverkehr und infizierte Injektionsnadeln übertragen. Das Virus ist sehr wandlungsfähig. Der Erreger legt unter anderem bestimmte Immunzellen lahm. Deshalb kann das Abwehrsystem des Körpers Krankheitserreger wie Bakterien und Viren nicht mehr wirkungsvoll bekämpfen. Selbst an sich harmlose Infektionen können so zur tödlichen Bedrohung werden.

Nach einer erkannten HIV-Infektion lassen sich Ausbruch und Symptome von Aids ("Acquired Immune Deficiency Syndrome", erworbene Immunschwäche) in Industrieländern heute mit verschiedenen Medikamenten bekämpfen. Sie verhindern die Vermehrung des Erregers im Blut, können ihn aber nicht aus dem Körper entfernen. Lebensqualität und Lebenserwartung von Patienten sind durch diese Therapien deutlich gestiegen. Da es die Medikamente aber erst seit rund 15 Jahren gibt, können Forscher Langzeiterfolge noch nicht einschätzen.

1. Dezember 2012 - Together 2012 - Open House zum Welt-AIDS-Tag
2012 feiert das Aids Hilfe Haus in Wien-Mariahilf seinen 15. Geburtstag. Das wird am 1. Dezember, am Weltaidstag, mit einer Party gefeiert. Unterhalten werden unter anderem Tanz Baby! und Herr Tischbein, die aus Dänemark angereisten DRAGqueens.dk, Tamara Mascara und Katrinka Kitschovsky und ihre zärtlichen Cousinen. Einlass 20:00 Uhr, Ort Aids Hilfe Haus, Mariahilfer Gürtel 4, 1060 Wien, Eintritt: Vorverkauf: € 12,--, Abendkassa: € 14,--

4. Dezember 2012 - "Mapping Africa. Von Wien nach Afrika und zurück." Eine Initiative von Frauen lesen gegen AIDS
Bereits zum achten Mal wird heuer aus Anlass des Internationalen Welt-AIDS-Tages die Veranstaltung "Frauen lesen gegen AIDS" stattfinden; heuer unter dem Titel "Mapping Africa. Von Wien nach Afrika und zurück".
Zeit 19:00 Uhr, Ort ega – Frauen im Zentrum, Windmühlgasse 26, 1060 Wien, Eintritt: frei

6. Dezember 2012  - "Jam Jam. Leben und leben lassen."
In Kooperation mit dem Verein Schmetterling veranstaltet die Aids Hilfe Wien ein Benefizevent. Dabei sein werden diverse Dancehall-, Reggae-, HipHop- und Soul-MusikerInnen afrikanischer und österreichischer Herkunft.
Zeit 21:30 Uhr, Ort Reigen, Hadikgasse 62, 1140 Wien, Eintritt: bis 24 Uhr € 7,00; danach € 10,00

18. bis 23. Dezember 2012 - Karitativer Weihnachtsmarkt
Auf dem von der Österreichischen Kontrollbank in der Wiener City organisierten Adventmarkt betreiben KlientInnen und ehrenamtliche MitarbeiterInnen der Aids Hilfe Wien einen Verkaufsstand zu Gunsten Betroffener. Verkauft werden von Betroffenen hergestellte Waren, wie z.B. Gestricktes, Seifen, Billets etc.
Ort Freyung, 1010 Wien

Mehr Informationen zu den Veranstaltungen gibt es unter www.aids.at.

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