Herzinfarkt: Was Sie wissen müssen

Herzinfarkt: Was Sie wissen müssen
Wussten Sie, dass je zehn Grad Celsius Temperaturabfall, das Infarktrisiko um sieben Prozent ansteigt?

Univ.-Prof. Dr. Franz Weidinger ist Internist und Kardiologe; Leiter der 2. Medizinischen Abteilung der Krankenanstalt Rudolfstiftung, Wien.

Herzinfarkt: Was Sie wissen müssen
Univ.-Prof. Dr. Franz Weidinger, Kardiologe

Stimmt es, dass es bei kaltem Wetter mehr Herzinfarkte gibt?

Eine kürzlich veröffentlichte Studie hat gezeigt, dass je zehn Grad Celsius Temperaturabfall das Infarktrisiko um sieben Prozent ansteigt. Das sollte man aber nicht überbewerten. Wesentlich bedeutender ist der Umstand, dass es bei Patienten mit einer Herzgefäßerkrankung bei niedrigen Temperaturen öfter zu krampfartigen Verengungen und Angina-Pectoris-Anfällen (Brustenge, Atemnot) kommen kann. Mit guter medikamentöser Einstellung kann dieses Risiko aber reduziert werden.

Kürzlich hieß es auf einer Tagung, das "Broken-Heart-Syndrom" werde häufiger diagnostiziert.

Auch wir haben an unserer Abteilung in den letzten Monaten eine auffallende Häufung der "Tako-Tsubo-Kardiomyopathie" gesehen. Die Bezeichnung leitet sich von einer japanischen Tintenfischfalle ab, die eine ähnliche Form hat, wie die bei diesem Syndrom stark ausgebuchtete und dadurch belastete linke Herzkammer. Auslöser sind häufig extreme psychische Belastungen und Stress. Frauen sind zu über 90 Prozent betroffen. Sie haben zum Teil akute Herzinfarkt-Symptome, die für einen Infarkt typischen Gefäßverschlüsse fehlen aber. Trotzdem muss man das Syndrom ernst nehmen: Im Akutstadium kann es durchaus zu ernsten Komplikationen kommen. Zur Entlastung der Herzkammer erhalten die Patientinnen deshalb eine ähnliche Therapie wie bei einem tatsächlichen Infarkt: Betablocker, ACE-Hemmer, bei Bluthochdruck auch blutdrucksenkende Präparate. Nach einigen Wochen kontrollieren wir im Ultraschall, ob sich die Ausbuchtung zurückgebildet hat.

Welche sind die häufigsten Infarktsymptome?

Anhaltender Brustschmerz, der nicht nur in den linken Arm, sondern auch in beide Arme, in den Hals, den Unterkiefer oder auch eher untypisch in den Bauchbereich ausstrahlen kann. Um den Infarkt gut behandeln und seine ernsten Folgen verhindern zu können, zählt ab dem Auftreten des Schmerzes buchstäblich jede Minute. Wenn Patienten zu spät, d.h. erst nach Stunden, zu uns in das Spital kommen, ist der Infarkt möglicherweise schon abgelaufen. Bei andauernden Brustbeschwerden sollte man spätestens nach 15 Minuten die Rettung (144) rufen.

Was ist ein "verhinderter Infarkt"?

Wir hatten kürzlich einen 45-Jährigen mit Infarktsymptomen bei uns, der sofort nach Auftreten der Symptome die Rettung gerufen hat. Das Gefäß, das die gesamte Vorderwand versorgt, war verschlossen. Im Katheterlabor konnten wir es rasch aufdehnen – das Absterben von Herzmuskelgewebe konnte komplett verhindert werden. Die Amerikaner nennen das "aborted infarction, verhinderter Infarkt. Von Infarkt sprechen wir erst, wenn es zu Gewebsverlust und einer Narbe kommt.


Univ.-Prof. Weidinger am Tel. (01/526 57 60): Do, 12. 11., 13.30 bis 14.30 Uhr. eMail: gesundheitscoach@kurier.at

Kommentare