Hepatitis C: Warum so viele nichts von ihrer Infektion wissen

Angelika Widhalm, Vorsitzende der Hepatitis Hilfe Österreich, war selbst mit Hepatitis C infiziert.
Patienten mit dieser Viruserkrankung können heute geheilt werden, wenn die Infektion bekannt ist.

Eigentlich ist es eine unglaubliche Erfolgsgeschichte: Infektionen mit dem Hepatitis-C-Virus sind heute zu 98 bis 100 Prozent heilbar – und das innerhalb von acht bis zwölf Wochen. Möglich machten das neue antivirale Substanzen, die erst in den vergangenen Jahren auf den Markt kamen und kombiniert werden. Doch ein Problem bleibt: Die „fehlenden Millionen“, wie es in einer internationalen Kampagne zum Welt-Hepatitis-Tag (28. Juli) heißt. Gemeint sind jene Menschen weltweit, die infiziert sind, aber nichts davon wissen. Der heurige Welttag steht deshalb unter dem Motto „Find The Missing Millions!“

Bis 2014 waren durch Hepatitis C verursachte Leberzirrhosen die häufigste Ursache für eine Lebertransplantation. Seit 2016 sind aber – dank der effizienten neuen Therapien – keine Hepatitis-C-Kranken mehr auf der Warteliste im Wiener AKH.

Infektionsquellen

Im Gegensatz zu Hepatitis B gibt es bei Hepatitis C zumindest bei heterosexuellen Paaren keinen Hinweis auf eine sexuelle Übertragung, sagt Petra Munda, Leiterin der Hepatitis-Ambulanz am Wiener AKH. Allerdings gebe es oft andere gemeinsame Infektionsquellen wie gemeinsam benutzte Zahnbürsten oder Nagelscheren. „Bei Piercings und Tätowierungen ist das Infektionsrisiko vor allem dann besonders hoch, wenn sie unter mangelnder Hygiene und nicht von professionellen Tätowierern ausgeführt werden.“ Drogenkonsum (über die Venen und die Nase) ist heute die hauptsächliche Quelle für Neuinfektionen von Hepatitis C.

Bis 2030 soll die Anzahl der Neuinfektionen um 90 Prozent, die der Todesfälle um 65 Prozent reduziert werden – so das ehrgeizige Ziel der WHO. Warum ein großer Teil der Hepatitis-C-Infizierten nichts von dem Virus in seinem Körper weiß, erklärte Angelika Widhalm im KURIER-Interview so: „Viele Jahre lang gibt es keine Symptome.“ Und wenn welche auftreten, werden sie oft nicht richtig zugeordnet.

Unerklärlich

„Auch bei mir war das so. Lange waren meine Beschwerden unerklärlich.“ wurde 1979 durch eine Blutkonserve mit dem Hepatitis-C-Virus infiziert (seit 1991 sind die Konserven sicher), aber erst 1995 wurde dieses bei ihr diagnostiziert. Viele Jahre lang hatte sie Magen-Darm-Probleme und Hautausschläge, war müde und abgeschlagen, litt auch an Depressionen. Das Virus zerstörte ihre Leber, und auch das ihr transplantierte, neue Organ wurde stark angegriffen und war bereits akut bedroht. Doch dann kam eine Wende zum Positiven: Widhalm war die erste lebertransplantierte Patientin, die durch die neuen Anti-Virus-Medikamente geheilt werden konnte.

Hepatitis C: Warum so viele nichts von ihrer Infektion wissen

Als Vorsitzende der Hepatitis Hilfe setzt sie sich jetzt für Maßnahmen zur rascheren Diagnostik ein: Schottland sei dahingehend ein großes Vorbild, dort würden die Hausärzte routinemäßig Schnelltests auf Hepatitis B und C in ihren Ordinationen durchführen.

Um fundierte Daten über Hepatitis-Erkrankungen zur Verfügung zu haben und effiziente Maßnahmen setzen zu können, fordern Weltgesundheitsorganisation und EU nationale Hepatitis-Pläne. „Gesundheitsministerin Beate Hartinger-Klein hat mir versichert, dass sie sich für die rasche Umsetzung eines solchen Planes einsetzen wird“, betonte Widhalm.

Übrigens: Die „Hepatitis Hilfe Österreich – Plattform Gesunde Leber“ bietet ab sofort kostenlose Tests für Hepatitis B und C an. Jeden Dienstag zwischen 14 und 18 Uhr in der Klagbaumgasse 3, 1040 Wien: „Wir müssen alles tun, um diese Infektionen rascher zu entdecken.“

Nähere Informationen finden Sie hier: www.gesundeleber.at

 

"Warum eigentlich, Frau Widhalm?"

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