Haben Turteltauben bald ausgeturtelt?

Turteltauben stehen auf der Abschussliste.
25 Millionen Zugvögel überleben ihre Reise nicht. Ein europaweites Schutzprojekt will die illegale Bejagung bekämpfen.

Rund 500 Millionen Zugvögel ziehen alljährlich über Österreich nach Süden. Nur ein Drittel der Singvögel wird diese Reise überleben. 25 Millionen werden auf ihrer Reise illegal getötet werden. Auch die gefährdete Turteltaube ist betroffen. Im Rahmen des europaweiten Projekts „Flight for Survival“ will das BirdLife-Netzwerk gegen die illegale Bejagung im Mittelmeerraum ankämpfen.

Viele heimische Vogelarten bedroht

Zwei Drittel der heimischen 230 Brutvogelarten sind Zugvögel und ziehen im Herbst Richtung Süden. Eine kräftezehrende und spektakuläre Reise ohne Zweifel und gleichzeitig ein Kampf ums Überleben. Hunger, Durst, Erschöpfung - das sind nur einige der Risiken, die Zugvögel auf dem Flug in die Winterquartiere auf sich nehmen. Der Einfluss des Menschen ist ein weiterer, zunehmender Faktor.

„Wir Menschen zerstören wichtige Lebensräume in den Brut- und Überwinterungsgebieten der Zugvögel. Wir verändern zusätzlich die Landnutzung und Landbedeckung durch Bebauung, Industrie und Landwirtschaft!“, betont Gábor Wichmann, Geschäftsführer von BirdLife Österreich. „Auch das illegale Jagen und Fangen entlang der Zugstrecke setzt den Zugvögeln merklich zu.“

Griechenland als Gefahren-Hotspot

Zu beobachten ist dies etwa bei der Europäischen Turteltaube (Streptopelia turtur): Ihr Bestand nimmt kontinuierlich ab. Rund 4,2 Millionen Turteltaubenpaare brüten in Europa. In Österreich sind es aktuell rund 10.000 Brutpaare. In den vergangenen zwanzig Jahren hat sich ihr Brutbestand hier um nahezu zwei Drittel reduziert. Lebensraum geht verloren, illegale Jagd entlang der Zugstrecke setzt den Vögeln ebenso zu. Die Bedrohung ist im Mittelmeerraum massiv. „Auf den Ionischen Inseln lauert ein wahrer Gefahren-Hotspot!“, weiß Gábor Wichmann: „Zur Jagdsaison werden hier etwa 70.000 der gefährdeten Turteltauben getötet.“ Die Langstrecken-Rekordhalterin zieht zwei Mal jährlich zwischen ihrem europäischen Brutgebiet und ihrem afrikanischen Überwinterungsgebiet in der Sahelzone. Sie erreicht im Flug bis zu 60 km/h und fliegt bis zu 700 Kilometer ohne Pause.

Europaweites Schutzprojekt bis 2022

Nun versucht die Vogelschutzorganisation BirdLife gemeinsam mit ihrem griechischen Partner „HOS“, den Rückgang des gefährdeten Zugvogels aufzuhalten. Im Rahmen des europaweiten Projekts „Flight for Survival“ will das BirdLife-Netzwerk bis 2022 die gesamte illegale Bejagung im Mittelmeerraum von 25 Millionen Vögeln um 50 Prozent reduzieren.

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